Gebet ist das liebevolle Gespräch mit Gott!

Gedanken zum 6. Sonntag der Osterzeit – 25. Mai 2025

 Thema: "Einheit durch Liebe, Hoffnung durch Gegenwart – Gottes Nähe inmitten von Streit und Sehnsucht"

Bibeltexte: Apg 15, 1–2.22–29; Offb 21, 10–14.22–23; Joh 14, 23–29

Liebe Gebetsatelierfreunde und -freundinnen,

heute nehmen uns die biblischen Texte mit in Zeiten der Auseinandersetzung, der Offenbarung und der Verheißung. Drei sehr unterschiedliche Stimmen sprechen in dieselbe Richtung: Gott will bei den Menschen wohnen. Doch auf dem Weg dorthin gibt es Konflikte, Klärungen – und Verheißungen voller Hoffnung.

1. Apostelgeschichte 15, 1–2.22–29Gemeinsam entscheiden, was wirklich zählt

In der Apostelgeschichte erleben wir, wie es in der

frühen Kirche zum ersten großen Streit kommt. Einige jüdische Christen behaupten, Heidenchristen müssten sich beschneiden lassen, um gerettet zu werden. Paulus und Barnabas widersprechen entschieden. Die Frage wird nicht ausgeklammert, sondern in Jerusalem geklärt – durch ein Konzil.

Zusammensetzung: Die Verse 3–21 wurden ausgelassen. Darin wird die Diskussion detaillierter beschrieben, unter anderem mit der Rede des Petrus.

Einfach gesagt: Die ersten Christen müssen lernen: Nicht alles, was früher wichtig war, bleibt entscheidend. Der Glaube an Jesus genügt – nicht die Einhaltung aller jüdischen Vorschriften.

Historisch: Diese Entscheidung des ersten Konzils ist wegweisend: Zum ersten Mal werden heidnische Christen ausdrücklich nicht zur Befolgung der gesamten jüdischen Tora verpflichtet. Die Einheit der Kirche entsteht nicht durch Gesetzestreue, sondern durch den gemeinsamen Glauben an Jesus Christus – und die Leitung durch den Heiligen Geist (vgl. Apg 15,28).

Alltag: Auch wir kennen Diskussionen in Kirche und Gemeinde: Was ist unverzichtbar, was kann sich wandeln? Das Vorbild aus der Apostelgeschichte zeigt: Die Gemeinde entscheidet gemeinsam, getragen vom Gebet, der Schrift und dem Geist Gottes.

2. Offenbarung 21, 10–14.22–23 – Einfach gesagt: Gottes Licht macht alles hell

 Johannes beschreibt die Vision des neuen Jerusalem. Diese Stadt kommt nicht von Menschen, sondern von Gott selbst. Sie strahlt in unvorstellbarem Glanz, hat zwölf Tore – benannt nach den Stämmen Israels – und zwölf Grundsteine mit den Namen der Apostel.

Zusammensetzung: Die Verse 15–21 wurden ausgelassen. Diese Verse enthalten eine symbolische und sehr detaillierte architektonische Beschreibung der Maße und der Baumaterialien der Stadtmauer und der Stadt selbst. Sie wurden weggelassen, um den Fokus stärker auf die theologische Bedeutung der Stadt und die Gegenwart Gottes zu lenken.

Theologischer Kontext

 „Das neue Jerusalem wird in der Offenbarung als herrlich strahlende Stadt geschildert, die göttlichen Glanz ausstrahlt – ein Bild, das bereits am Ende des Buches Hesekiels bzw. Ezechiel (Kapitel 40–48) gezeichnet wird. Diese Stadt wird ausdrücklich mit der „Braut des Lammes“ identifiziert und steht im Gegensatz zur Stadt Babylon, die in der Offenbarung als „Hure“ beschrieben.

Die Zwölf Stämme Israels (vgl. Offb 7,4–8), die zwölf Tore (vgl. Lk 13,29) und die zwölf Apostel (vgl. Mk 3,13–19) symbolisieren die geistliche Grundstruktur dieser neuen Stadt, die auf Christus gegründet ist – wie Paulus es in 1. Kor 3,11 und auch Mt 16,18 andeutet.

Mit dem himmlischen Jerusalem ist zugleich das verlorene Paradies wiedergekehrt – mitsamt dem Paradiesstrom (vgl. 1. Mose 2,10–14) und dem Baum des Lebens (vgl. 1. Mose 2,6–8), der nun in Fülle und für alle zugänglich bereitsteht.

Die Erlösten haben freien Zutritt zum Thron Gottes, denn sie dürfen „sein Angesicht sehen“ – etwas, das in Joh 1,18, 1. Kor 13,13 und 1. Joh 3,2 als endzeitliches Ziel des Glaubens beschrieben wird.

Was im aaronitischen Segen verheißen wurde – dass Gott „über seinem Volk leuchtet“ (vgl. 4. Mose 6,25) – ist nun Wirklichkeit geworden. Die Geretteten dienen Gott als seine Knechte in unmittelbarer Weise. Dadurch erhält der irdische Gottesdienst seine eigentliche und vollkommene Erfüllung im ewigen Leben.“ (Vgl. Stuttgarter Erklärungsbibel, 2023, Seite 2037)

Einfach gesagt: Die neue Welt Gottes ist keine bloße Hoffnung. Sie ist konkret, schön, gerecht – und erfüllt von Gottes Licht.



Historischer Hintergrund

 Die Offenbarung wurde in der Zeit der Christenverfolgung geschrieben, wahrscheinlich unter Domitian (81–96 n. Chr.). Johannes setzt Rom, der irdischen Macht, das himmlische Jerusalem entgegen – als Symbol des wahren Friedens und der göttlichen Gerechtigkeit (vgl. Schnelle 2007, 572).

Hoffnung für den Alltag

Wenn wir unter Druck stehen oder das Gefühl haben, unsere Welt zerfällt, dürfen wir auf diese Hoffnung schauen: Es kommt etwas Größeres als die Ansage des Chefs.

Gott baut eine Stadt, in der kein Tempel mehr nötig ist – weil er selbst mitten unter uns ist.

 Gerne würde ich mir diese Vision wie einen großartigen Epos-Film in einem modernen Kino mit Riesenleinwand und Dolby-Surround vorstellen. Es ist gewaltig. Eine neue Stadt kommt hernieder und Gottes Herrlichkeit macht Sonne und Mond überflüssig. Seine Herrlichkeit strahlt….



3. Johannesevangelium 14, 23–29 –  Gottes Nähe tröstet und stärkt

Jesus spricht mit seinen Jüngern über seinen bevorstehenden Abschied. Er verspricht ihnen den "Beistand" – den Heiligen Geist – und seinen Frieden.

Während zuvor der Schwerpunkt auf dem Weggang Jesu und seinen Konsequenzen lag, steht nun seine Wiederkunft im Zentrum (vgl. Joh 14,18.23).

Diese Rückkehr wird jedoch nicht erst am Ende der Zeiten geschehen, sondern bereits im Hier und Jetzt erfahrbar für die Glaubenden. Entscheidend ist die innige und endgültige Gemeinschaft mit Jesus und dem Vater – ein Zustand, der durch die Begegnung mit dem Auferstandenen Realität wird (vgl. V. 19). 

In dieser Tiefe offenbart sich das Ostergeheimnis besonders denen, die Jesus in Glauben und Liebe treu bleiben (vgl. V. 21–24). 

Dabei steht im griechischen Grundtext der Verse 23–24 nicht das Wort Gebot, sondern Wort. 

Im österlichen Erscheinen Jesu wird seine Einheit mit dem Vater sichtbar (vgl. Joh 10,38; 14,10–11) und macht deutlich, dass die Glaubenden durch ihn an dieser göttlichen Lebensgemeinschaft teilhaben dürfen (vgl. V. 20; 6,57; 17,21). Die Aussage in Vers 23 stellt somit die Perspektive aus Vers 2–3 auf den Kopf: Was früher auf das Jenseits verschoben wurde, kann schon jetzt im Licht der Auferstehung gegenwärtig erfahren werden.

In diesem Evangeliumsabschnitt beendet Jesus seine besondere Unterweisung der Jünger (vgl. Joh 14,25).

Ihre Fähigkeit, das Gesagte zu erfassen, ist begrenzt. Erst nach der Auferstehung  wird der Heilige Geist die Gläubigen zu tiefer Einsicht führen (vgl. Joh 14,26; 16,12–13).

Der Begriff "Paraklet" (Beistand) bezeichnet den Heiligen Geist als einen, der tröstet, lehrt und erinnert. Das ist kein abstrakter Gedanke, sondern eine persönliche Kraft Gottes, die mitten in der Verunsicherung Kraft gibt (vgl. Wilckens 2000, 289).

 Das Ende der Rede enthält keinen üblichen Abschiedsgruß mit einem Wunsch nach Frieden, wie er in anderen  Texten zu finden ist (z. B. 1 Sam 1,17; 20,42), sondern schenkt den Frieden selbst – als göttliches, endzeitliches Heilsgut (vgl. Jes 52,7; Ez 37,26).

Dieser Friede ist schon ein Vorausgriff auf das, was in Joh 20,19.21.26 beschrieben wird: die neue Lebensgemeinschaft mit dem auferstandenen Christus und dem Vater (vgl. Joh 14,20–21.23). Durch diesen Frieden sollen Angst und Schrecken, die die Jünger derzeit noch belasten, überwunden werden (vgl. Joh 14,27).

Darüber hinaus betont Jesus, dass der Vater größer ist als er selbst (vgl. Joh 14,28), weil von ihm alles seinen Ursprung nimmt – einschließlich der Sendung und Verherrlichung des Sohnes.

Die Verse Joh 14,30–31 deuten bereits das kommende Geschehen (vgl. Joh 18,3; 13,27) an und stellen sicher, dass es nicht missverstanden wird (vgl. Joh 10,18; 18,4–6.11; 19,11).

Diese Auslegung basiert auf der Stuttgarter Erklärungsbibel 2023, Seite 2037

Einfach gesagt: Jesus geht – aber nicht wirklich. Er bleibt in uns durch den Geist und die Liebe.

 Trostreicher Gedanke für den Alltag

Vielleicht kennst du das: Du verlierst jemanden, ein Lebensabschnitt endet – und du fühlst dich verlassen. Jesus sagt: Du bist nicht allein. Der Geist ist da. Und der Friede, den er gibt, ist mehr als bloße Ruhe – es ist ein Friede, der trägt.

Zusammenhang der Texte

 Alle drei Texte kreisen um das eine: Gottes Nähe.

-   In der Apostelgeschichte wirkt der Geist inmitten von Streit und sorgt für Klärung.

-          In der Offenbarung wird Gottes endgültige Nähe zur Menschheit visionär ausgemalt.

-          Im Evangelium verspricht Jesus genau diese Nähe durch den Geist und seinen Frieden.

Gemeinsam bezeugen sie: Gottes Gegenwart ist kein ferner Gedanke. Sie ist erfahrbar – mitten in unserer Zeit, unseren Fragen, unseren Hoffnungen, morgen in der Schule, auf der Arbeit und in der Familie!.

Kernaussagen

1. Glaube verbindet, Gesetze können trennen – der Geist hilft zur Einheit.

2. Gottes neue Welt ist nicht abstrakt, sondern konkret – voller Licht und Gerechtigkeit.

3. Der Heilige Geist bleibt bei uns – als Lehrer, Tröster und Friedenbringer.

 Amen.

 Wörtliche Zitate mit Quellenangaben



> "Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen, euch keine weitere Last aufzuerlegen als diese notwendigen Dinge." (Apg 15,28, www.bibleserver.de)

> "Die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie und ihre Leuchte ist das Lamm." (Offb 21,23, www.bibleserver.de)

> "Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch." (Joh 14,27, www.bibleserver.de)

Fußnoten (Chicago-Stil)

1. Rudolf Pesch, Die Apostelgeschichte, Teilband 2: Apg 13–28, Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament, Bd. V/2 (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1986), 81–86.

2. Udo Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 9. Aufl. (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2007), 572–575.

3. Ulrich Wilckens, Das Evangelium nach Johannes, Theologischer Kommentar zum Neuen Testament, Bd. IV (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2000), 289–292.

 

Literaturverzeichnis (Chicago-Stil)

Pesch, Rudolf. Die Apostelgeschichte, Teilband 2: Apg 13–28. Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament, Bd. V/2. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1986.

Schnelle, Udo. Einleitung in das Neue Testament. 9. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2007.

Wilckens, Ulrich. Das Evangelium nach Johannes. Theologischer Kommentar zum Neuen Testament, Bd. IV. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2000.

Die Bibel, Einheitsübersetzung 2016. Zugriff über www.bibleserver.de am 11. Mai 2025.

Stuttgarter Erklärungsbibel 2023, Seite 2037

Vatican News. „Tagesevangelium und Tagesliturgie vom 25. Mai 2025“. Zugriff am 11. Mai 2025. https://www.vaticannews.va/de/tagesevangelium-und-tagesliturgie/2025/05/25.html