Predigt zum 14. Sonntag im Jahreskreis – 6. Juli 2025
Bearbeitungsstand: 30. Mai 2025
Thema der Predigt: Getröstet, gesandt und verwandelt – Leben aus der neuen Schöpfung
Bibeltexte:
Jesaja 66,10–14c →https://www.bibleserver.com/EU/Jesaja66%2C10-14
Galater 6,14–18 → https://www.bibleserver.com/EU/Galater6%2C14-18
Lukas 10,1–12.17–20 https://www.bibleserver.com/EU/Lukas10%2C1-20
Quelle der Bibeltexte:
https://www.vaticannews.va/de/tagesevangelium-und-tagesliturgie/2025/07/06.html
Liebe Gebetsatelierfreunde und -freundinnen,
wie oft sehnen wir uns nach Trost, nach Orientierung, nach einer Kraft, die größer ist als das, was wir selbst leisten können. Die Lesungen dieses 14. Sonntags im Jahreskreis führen uns drei Bewegungen des Glaubens vor Augen: Getröstet werden, gesandt sein und verwandelt leben. Dabei bildet die Aussage des Paulus über die neue Schöpfung (Gal 6,15) den theologischen Mittelpunkt – eine radikale Einladung, aus dem Evangelium heraus unser Denken, unsere Identität und unsere Berufung zu erneuern. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt heute auf dem Gedanken der Sendung in einer trostvollen neuen Schöpfung.
1. Lesung: Jesaja 66,10–14c – Der Trost Jerusalems
Kurzzusamenfassung:
Jerusalem wird zum Bild einer tröstenden Mutter. Gott ruft alle dazu auf, sich
an Jerusalem zu freuen – selbst jene, die einst über sie getrauert haben. Der
Herr verheißt: Frieden wird wie ein Strom zu ihr fließen, Reichtum wie ein
rauschender Bach. Die Menschen werden wie Kinder getragen und getröstet – so
wie eine Mutter tröstet. Dieses Bild mündet in eine heilvolle Zukunft: Die
Knechte des Herrn werden mit neuer Lebenskraft erfüllt sein.
Der Huntergrund: Diese Vision stammt aus dem dritten Jesaja (Kap. 56–66), einer Zeit nach dem Exil, in der das zerstörte Jerusalem geistlich neu verstanden wird. Die Stadt wird zur heilsgeschichtlichen Mitte.
Die Erwähnung Jerusalems als Trösterin unterstreicht Gottes persönliche, durchaus weiblich-anmutende Zuwendung. Die Fülle des Friedens verweist auf das messianische Reich.
Das Motiv der mütterlichen Stadt verweist auf die Hoffnung Israels, aber zugleich auf die zukünftige Erfüllung aller Völker in der messianischen Vollendung.
Jerusalem wird hier nicht nur als geografischer Ort verstanden, sondern als eschatologischer (endzeitlicher) Ort der Wiederherstellung. Der Trostcharakter in Vers 13 greift ein häufiges Motiv im Deuterojesaja auf, wo Gott dem leidenden Volk neues Leben verheißt.
Trost – den brauchen wir heute
Wenn Menschen unter Einsamkeit leiden, ist Trost oft das größte Geschenk. Diese Zusage Gottes ist hochaktuell: Er stillt nicht nur, was fehlt – er schenkt Überfluss an Nähe. Es gibt immer mehr Singles in Deutschland, die mit Einsamkeit kämpfen. Besonders in der dunklen Jahreszeit, zu den Feiertagen mündet so manche Einsamkeit in den Suizid. Gott möchte Trost schenken. Dafür braucht er Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich von Gottes Geist leiten lassen. Wer ist bereit in der Gemeinde genau an den Zeitpunkten, an denen alle anderen die Türen schließen Essen und Feierlichkeiten für einsame Menschen zu organisieren? Möchtest du Gottes Werkzeug seines Trostes sein?
2. Lesung: Galater 6,14–18 – Die neue Schöpfung im Zeichen des Kreuzes
Zusammenfassung: Paulus rühmt sich allein des Kreuzes Jesu. Für ihn ist die Welt gestorben, und er selbst ist gestorben für die Welt. Äußerliche religiöse Merkmale wie die Beschneidung sind bedeutungslos – entscheidend ist nur: die neue Schöpfung. Wer sich daran hält, auf den komme Gottes Friede. Paulus trägt die Leidensspuren Jesu an seinem Leib und beendet seinen Brief mit einem Segen.
Historisch: Paulus richtet sich hier gegen jüdische Christen, die meinten, Heiden müssten sich beschneiden lassen. Für ihn ist die neue Identität in Christus höher als jede religiöse Herkunft.
Theologisch: Der Begriff „neue Schöpfung“ verweist auf eine menschliche Existenz, auf einen neugeborenen Menschen, der durch Christus grundlegend erneuert wurd.
Das Zeichen der Zugehörigkeit zum neuen Gottesvolk ist nicht ein Ritual, sondern die Neuschöpfung des Menschen durch den Geist Christi.
Liebe Gebetsatelierfreundinnen und -freunde,
diese Neuschöpfung des Menschen habe ich an mir und vielen anderen frisch bekehrten Christen erlebt. Es gab ein Vorher und ein Nachher. Jesus bewusst mittels Gebets in das eigene persönliche Leben als HERRN einladen.
In den Jahren 1988 ff. führte der katholische Pfarrer Hans Ludger in der Stadt Geldern Gebetsseminare durch. Am Ende wurden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu einer persönlichen Lebensübergabe eingeladen. Viele von diesen bekehrten Katholiken tragen bis heute wichtige Teile der Gemeindearbeit.
Die Essenz paulinischer Christologie: Der Gekreuzigte ist Maßstab, nicht die Tora. Die neue Schöpfung stellt alles in ein anderes Licht."
Meine bewusste Bekehrung fand am 15. Mai 1982 bei Pastor Brad Thurston statt. Tatsächlich veränderte sich mein Leben schlagartig.
Ein Bekehrungsgebet:
Herr Jesus Christus, wenn es Dich gibt, dann komme bitte jetzt in mein Leben.
Ich bitte Dich um die Vergebung meiner Sünden: Ich habe gelogen, nicht nach deinem Willen gefragt, ich habe [ bekennen Sie hier Ihre Sünden]........... Bitte, Jesus, vergib mir diese Sünden.
Ich glaube, dass Du für mich am Kreuz gestorben bist. Du hast die Strafe, die ich für meine Fehler und Sünden verdient habe, übernommen.
Ich danke Dir dafür.
Ich spüre, ich glaube, dass Du lebst, du bist von den Toten auferstanden.
Bitte sei mein Herr, zeige mir was ich für Dich tun soll. Zeige mir wie ich für meine Sünden Wiedergutmachung leisten kann. Amen!"
Ein solches Bekehrungsgebet bzw. ein derartiges Beichtgespräch kann besonders intensiv erlebt werden, wenn es mit einem Pastor geschieht.
Selbstverständlich gibt es auch bekehrte, von neuem geborene Christen, die durch viele Einzelgespräche und Gebete zu Kindern Gottes wurden.
Erfahrungsbeispiel: Ein Pastor beschrieb einmal, wie sein Leben durch die Gnade neu wurde – nicht durch Disziplin, sondern durch die Erfahrung, in Christus angenommen zu sein.
Das Evangelium: Lukas 10,1–12.17–20 – Gesandt in Vollmacht und
Demut
Zusammenfassung des Evangeliums: Jesus sendet 72 Jünger aus – zwei und zwei – mit der Aufgabe, das Kommen des Reiches Gottes vorzubereiten. Sie sollen nichts mitnehmen und Frieden bringen. Wo sie aufgenommen werden, sollen sie heilen und das Evangelium verkünden. Wo sie abgelehnt werden, sollen sie nicht streiten, sondern weiterziehen. Als die Jünger zurückkehren, berichten sie begeistert von ihrem Erfolg – doch Jesus mahnt: Freut euch nicht über Macht, sondern dass eure Namen im Himmel stehen.
Die Zahl 72 erinnert an die Völkerliste in Genesis (1. Mose), Kapitel 10 – ein Hinweis auf die universale Sendung der Kirche.
Die Sendung wird bewusst unter Entbehrungen gestellt – kein Geldbeutel, keine Schuhe –, damit das Vertrauen auf Gottes Versorgung wächst.
Mich erinnert dieser Abschnitt daran, dass es heutzutage ähnliche evangelistische Einsätze gibt. Vielleicht eine Option für dich?
Hinweis zu ausgelassenen Versen: Die Verse Lk 10,13–16 werden in der liturgischen Lesung ausgelassen. Sie enthalten Wehrufe gegen Städte, die Jesu Botschaft ablehnen. Ihr Weglassen dient der Betonung des Friedensauftrags und der positiven Sendungserfahrung. Dennoch erinnern sie daran, dass Evangelisierung auch Verantwortung bedeutet.
Die Mahnworte Jesu machen deutlich: Die Verkündigung ist nicht neutral, sondern Entscheidungspunkt. Wer Jesus als seinen Herrn bewusst ablehnt, wer das Reich Gottes ablehnt, der lehnt den König und die Ewigkeit mit GOTT ab.
Die Freude der 72
Die Jünger freuten sich, dass sie heilen und Dämonen austreiben konnten. Diese Freude darf sich nicht auf menschliche Fähigkeiten, sondern ausschließlich auf die Gnade Gottes gründen. Die Identität der Jünger Jesu soll sich darauf gründen, dass ihr Name im Himmel genannt wird. (Vgl.: Life Application Study Bible (engl.) 2004 ed., Lk 10:20)
Alltagsbeispiel: Auch heute hat jeder Christ die Aufgabe in Wort und Tat, gemäß der persönlichen Gaben das Evangelium weiterzugeben. Eine Frau tat dies mit Gebet: Sie war in einer katholischen Gebetsgruppe und sagte: „Erst als ich anfing, wirklich für andere zu beten, entdeckte ich, wie viel Frieden ich weitergeben kann – und wie viel Freude das bringt.“
Innerer Zusammenhang dieser drei Bibeltexte:
Alle drei Texte betonen auf ihre Weise, dass Trost, Erlösung und Sendung zusammengehören. Jesaja verheißt Gottes Trost mitten in einer leidenden Welt. Dieser Trost ist nicht sinnentlehrt, sondern ist durch die Heldentat Jesu am Kreuz fundiert. Paulus lebt aus der Kraft des Kreuzes – das neue Leben beginnt hier, nicht erst im Himmel. Mit dieser neuen Trostkraft sendet Jesus uns in die Welt, damit wir dieses Leben bezeugen – nicht triumphierend, sondern verletzlich und demütig.
Trost, Verwandlung und Sendung – das ist der geistliche Rhythmus dieser Bibeltexte:
Jesaja: Gott tröstet wie eine Mutter.
Paulus: Durch das Kreuz und einer bewussten Bekehrung werden wir zu einer neuen Schöpfung, quasi von neuem geboren.
Lukas: Wer verwandelt ist, wird gesandt, um Frieden und das Evangelium in Wort und Tat zu bringen.
Praxistransfer:
Trost: Ein Krankenseelsorger erzählte, wie er beim Lesen von Jes 66 am Bett eines sterbenden Menschen Tränen in den Augen hatte – weil die Worte so viel Zärtlichkeit ausdrücken.
Kreuz: Eine Frau, die sich von ihrer Kirche abgewandt hatte, fand über das Lesen von Gal 6 neuen Glauben – nicht durch Moral, sondern durch die Kraft des „neuen Lebens“.
Sendung: Eine junge Missionarin erzählte: „Ich ging ohne Ahnung nach Albanien – aber ich ging mit dem Frieden, den Jesus verheißt.“
Appell:
Gott ruft dich – nicht als perfekten Menschen, sondern als einen, der sich trösten lässt. Du bist gesandt. Du bist nicht alleine. Die neue Schöpfung beginnt – jetzt.
Schlussgebet
Dreieiniger Gott, Vater der Barmherzigkeit, du tröstest wie eine Mutter, verwandelst wie ein Schöpfer, sendest wie ein Freund. Gib uns den Mut, uns von dir verändern zu lassen, und die Demut, andere in deinem Namen zu berühren. Lass uns aus der neuen Schöpfung leben – Tag für Tag. Amen.
Literaturverzeichnis (Chicago-Stil)
Elberfelder Bibel mit Erklärungen. 9. Aufl. Wuppertal: R. Brockhaus, 2023.
Stuttgarter Erklärungsbibel. 3. Aufl. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 2007.
Neue Jerusalemer Bibel. 3. Aufl. Freiburg: Herder, 1985.
The New Oxford Annotated Bible with Apocrypha. 5th ed. Oxford: Oxford University Press, 2018.
Life Application Study Bible (NLT). Wheaton: Tyndale House Publishers, 2004.
Bibelserver. https://www.bibleserver.com
Vatican News: https://www.vaticannews.va/de/tagesevangelium-und-tagesliturgie/2025/07/06.html