Predigten: 28. September 2025
Die Umkehr beginnt mit einem Blick ins Herz
Erstens: Predigt im klassischen Stil mit Vers-für-Vers-Auslegung
Zweitens: Dialog-Predigt: Ein Katholik, ein Freikirchler und ein Protestantisch-liberaler Christ diskutieren.
Drittens: Interpretationen des Lukas-Textes gemäß katholischer, orthodoxer, freikirchler und liberaler Theologie
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Erstens: Predigt im klassischen Stil mit Vers-für-Vers-Auslegung
Erste Lesung: Amos 6,1a.4–7
Evangelium: Lukas 16,19–31
Zweite Lesung: 1. Tim 6,11–16
Liebe Gebetsatelierfreunde und -freundinnen und weltweite Leser
Kernaussage: Gottes Maßstab für Gerechtigkeit richtet sich nicht nach äußerem Erfolg, sondern nach dem Herzen – und dieses Herz wird an seinem Umgang mit anderen Menschen erkennbar.
Zusammenfassung der drei Bibeltexte
Amos als unbequemer Mahner
In der ersten Lesungklagt der Prophet Amos die Reichen im Nordreich Israel an. Sie leben im Luxus, gönnen sich Musik, Wein und teure Öle – doch sie ignorieren das Leid ihrer Mitmenschen und den drohenden Untergang ihres Volkes. Deshalb kündigt Amos die Verbannung der Selbstzufriedenen an.
Amos war kein Berufungsprophet wie Jesaja oder Jeremia, sondern ein einfacher Viehhirte und Maulbeerfeigenzüchter aus Tekoa. Seine Kritik richtet sich gegen den moralischen Zerfall im Nordreich Israel während der Regierungszeit von Jerobeam II., etwa um 750 v. Chr. (vgl. Stuttgarter Studienausgabe AT, Stuttgart, 2007). Die luxuriösen Möbel und Feste der Oberschicht symbolisieren in Amos' Worten nicht nur Reichtum, sondern auch spirituelle Gleichgültigkeit.
Kommentar aus der Stuttgarter Erklärungsbibel: Die Reichen werden nicht wegen ihres Besitzes kritisiert, sondern wegen ihrer Ignoranz gegenüber der Not des Volkes und dem bevorstehenden Gericht Gottes (Stuttgarter Erklärungsbibel, Stuttgart, 2007).
Vers-für-Vers-Auslegung von Amos 6,1a.4–7
Amos 6,1a – Warnung an die Selbstsicheren
„Weh den Sorglosen auf dem Zion und den Selbstsicheren auf dem Berg von Samaria!“
Amos beginnt diesen Abschnitt mit einem sogenannten Weheruf. „Weh“ ist in der Bibel ein Warnruf – ähnlich wie ein Alarmton. Zion steht für Jerusalem, die Hauptstadt des Südreichs Juda, und Samaria für die Hauptstadt des Nordreichs Israel. Die Menschen dort fühlen sich sicher, weil sie in befestigten Städten leben und politischen Einfluss haben. Aber genau diese Sicherheit wird ihnen zum Verhängnis. Amos warnt: Wer sich zu sicher fühlt, übersieht leicht die Zeichen der Zeit.
Kommentar (Neue Jerusalemer Bibel, Freiburg, 1985): Der Prophet Amos kritisiert nicht nur das Nordreich, sondern auch die Elite des Südreichs – es ist eine umfassende Warnung an ganz Israel.
Amos 6,4 – Luxus auf Kosten der anderen
„Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern.“
Die Reichen in Israel ruhen sich aus. Ihre Möbel bestehen aus Elfenbein – das ist ein sehr teures Material, das aus Stoßzähnen von Elefanten gewonnen wird. Diese Betten symbolisieren nicht nur Wohlstand, sondern auch Rücksichtslosigkeit: Elfenbein wurde durch Jagd und Kolonialhandel eingeführt. Der Prophet kritisiert nicht den Reichtum an sich, sondern dass dieser Luxus auf Ausbeutung basiert und niemand sich um die Armen kümmert.
Kommentar (Stuttgarter Studienausgabe AT, Stuttgart, 2007): Diese Beschreibung steht sinnbildlich für eine wohlhabende Oberschicht, die das Elend des einfachen Volkes ignoriert.
Amos 6,4b – Essen für die Reichen allein
„Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde und Mastkälber aus dem Stall.“
Hier wird gezeigt: Die Reichen gönnen sich das Beste. Lämmer und Mastkälber waren besonders wertvolles Fleisch. Mastkälber wurden für große Feste geschlachtet – im Normalfall nur zu hohen Feiertagen. Amos wirft der Oberschicht vor, dass sie sich ständig wie an Feiertagen aufführt, während das Volk leidet.
Kommentar (Elberfelder Studienbibel, Wuppertal, 2009): Der Überfluss wird zum Zeichen geistlicher Blindheit – sie feiern weiter, obwohl das Gericht Gottes bereits naht.
Amos 6,5 – Oberflächliche Musik statt echter Anbetung
„Ihr grölt zum Klang der Harfe, ihr wollt Musikinstrumente erfinden wie David.“
Die Reichen feiern mit Musik – aber es ist keine Anbetung, sondern Lärm. „Grölen“ bedeutet: Sie singen laut, aber ohne Inhalt. Amos macht sich sogar über sie lustig: Sie tun so, als wären sie wie König David, der Musik für Gott machte – doch ihre Musik dient nur dem eigenen Vergnügen. Es ist eine Nachahmung, aber ohne Glauben.
Kommentar (STAMPS-Studienbibel, Nashville, 2006): Es geht um den Missbrauch geistlicher Symbole für egoistische Zwecke. Der Name Davids wird missbraucht.
Amos 6,6 – Wein und Öl für sich selbst, aber kein Mitgefühl
„Ihr trinkt den Wein aus Opferschalen, ihr salbt euch mit feinsten Ölen, aber über den Untergang Josefs sorgt ihr euch nicht.“
„Opferschalen“ waren eigentlich für den Gottesdienst bestimmt. Die Reichen zweckentfremden sie für ihr eigenes Trinken – ein Zeichen tiefer Respektlosigkeit. Sie salben sich mit besten Ölen, was in der Bibel oft ein Zeichen für Freude oder Königtum ist. Gleichzeitig ignorieren sie das Leiden der „Josef-Sippe“, also des Nordreichs Israel. Sie leben in ihrer kleinen Welt, während das ganze Volk in den Abgrund rutscht.
Kommentar (Stuttgarter Erklärungsbibel, Stuttgart, 2007): Der Vorwurf ist klar: Genuss ohne Mitgefühl ist Gott ein Gräuel.
Amos 6,7 – Gericht und Ende der Selbstzufriedenheit
„Darum müssen sie jetzt in die Verbannung, allen Verbannten voran. Das Fest der Faulenzer ist vorbei.“
Amos kündigt das Gericht Gottes an. Diejenigen, die sich am sichersten fühlen, werden als Erste in die Gefangenschaft geführt. Gemeint ist die kommende Eroberung durch die Assyrer im Jahr 722 v. Chr., als das Nordreich Israel unterging. Amos spricht nicht nur von einer politischen Katastrophe, sondern von einem geistlichen Gericht: Das sorglose Leben findet ein Ende. Die „Faulenzer“, also die Selbstgerechten, werden keine Ausrede mehr haben.
Kommentar (Neue Jerusalemer Bibel): Amos sieht das Exil nicht als politisches Ereignis, sondern als Folge der moralischen Verkommenheit des Volkes.
Der arme Lazarus und der Reiche – und Vater Abraham
Das Evangeliumerzählt die bekannte Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus. Während der Reiche in irdischem Wohlstand lebt und Lazarus an seiner Tür leidet, kehrt sich nach dem Tod alles um: Der Arme wird von Engeln in Abrahams Schoß getragen, der Reiche muss Qualen erleiden und erfährt, dass es für ihn keine Brücke mehr zurück gibt.
Evangelium: Das Gleichnis als Spiegel
Die Geschichte vom reichen Mann und Lazarus ist einzigartig im Lukasevangelium, weil der arme Mann namentlich genannt wird. Der Reiche bleibt anonym – ein starker Kontrast. Lazarus bedeutet „Gott hilft“. Die Geschichte macht deutlich: Reichtum schützt nicht vor dem Tod, und Armut ist kein Zeichen von Gottesferne. Das Bild vom „Abgrund“ ist eine klare Mahnung: Es gibt Grenzen, die der Mensch selbst setzt – und die er irgendwann nicht mehr überwinden kann.
STAMPS-Studienbibel (freikirchlich): Dieses Gleichnis betont die Verantwortung gegenüber den Bedürftigen und das bleibende Zeugnis der Heiligen Schrift. Mose und die Propheten sind genug – wenn man sie hören will (STAMPS-Studienbibel, Nashville, 2006).
Vers-für-Vers-Auslegung Lukas 16,19 ff.
Lukas 16,19 – Ein Leben im Luxus
„Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte.“
Jesus erzählt ein Gleichnis – also eine kurze Geschichte mit einer tieferen Bedeutung. Der reiche Mann lebt in Luxus. „Purpur“ war ein sehr teurer Farbstoff, aus Meeresschnecken gewonnen. Nur Reiche oder Könige konnten sich das leisten. „Feines Leinen“ war ebenfalls ein Symbol für Reichtum. Seine Feste sind nicht seltene Ereignisse, sondern täglicher Überfluss. Jesus beginnt das Gleichnis mit einer Übertreibung – um den Kontrast zum armen Mann besonders deutlich zu machen.
Kommentar (Stuttgarter Studienausgabe NT, Stuttgart, 2007): Der Reiche ist anonym, was seine Austauschbarkeit betont. Er steht für alle, die ihr Leben auf äußeren Glanz bauen.
Lukas 16,20 – Der arme Mann hat einen Namen
„Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war.“
Der Arme heißt Lazarus – das bedeutet: „Gott hilft“. Dieser Name ist wichtig, denn es ist das einzige Gleichnis Jesu, in dem eine Figur einen Namen hat. Das zeigt: Vor Gott ist der Arme bekannt, während der Reiche anonym bleibt. Lazarus liegt krank und schwach vor der Tür – also ganz nah, aber vollkommen unbeachtet. Die „Geschwüre“ (Eiterwunden) machen deutlich: Er ist auch körperlich gezeichnet.
Kommentar (Neue Jerusalemer Bibel, Freiburg, 1985): Der Ort vor der Tür ist entscheidend – die Not ist sichtbar, wird aber absichtlich übersehen.
Lukas 16,21 – Hunger und Demütigung
„Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.“
Lazarus hat nicht einmal Zugang zu den Abfällen – obwohl er direkt vor der Tür liegt. Damals war es üblich, dass reiche Leute mit Brot ihre Hände abwischten und dieses Brot dann wegwarfen. Lazarus hätte gern davon gegessen – doch selbst das blieb ihm verwehrt. Hunde galten im Judentum als unreine Tiere. Dass sie an seinen Wunden lecken, ist ein Zeichen tiefer Entwürdigung – und zugleich eine Anklage: Tiere zeigen Mitleid, wo Menschen es nicht tun.
Kommentar (Elberfelder Studienbibel, Wuppertal, 2009): Die tiefste Armut zeigt sich nicht nur im materiellen Mangel, sondern im völligen Mangel an menschlicher Würde.
Lukas 16,22 – Der große Rollentausch
„Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben.“
Der Tod trifft beide. Aber jetzt wird der Unterschied sichtbar. Lazarus wird von Engeln getragen – das ist ein Bild für Trost und Annahme bei Gott. „Abrahams Schoß“ ist eine jüdische Vorstellung vom Ort der Nähe zu Gott im Jenseits. Der Reiche wird lediglich „begraben“ – kein Engel, keine Ehre im Himmel. Der Kontrast bleibt scharf: Auf der Erde ungleich, im Tod umgekehrt.
Kommentar (STAMPS-Studienbibel, Nashville, 2006): Die Betonung liegt auf der himmlischen Perspektive: Der Tod hebt soziale Unterschiede auf – aber nicht im Sinne der Gerechtigkeit, sondern im Sinn des göttlichen Urteils.
Lukas 16,23 – Der Reiche sieht, aber erreicht nichts mehr
„In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lazarus in seinem Schoß.“
Die „Unterwelt“ ist hier ein Bild für einen Ort des Gerichts. Der Reiche leidet – und sieht nun, wie nahe Lazarus bei Abraham ist. Das Bild vom „Schoß Abrahams“ steht für Geborgenheit, Nähe und Annahme. Aber: Zwischen beiden besteht eine unüberwindbare Distanz.
Kommentar (Stuttgarter Erklärungsbibel, Stuttgart, 2007): Das Sehen ohne Zugang verstärkt die Qual – es ist kein äußerliches Feuer, sondern das innere Erkennen der verpassten Gnade.
Lukas 16,24 – Der Ruf um Hilfe
„Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.“
Der Reiche bittet nicht um Vergebung, sondern um Linderung. Und er bleibt in seiner Haltung: Er sieht Lazarus weiterhin als Diener – jemand, den man schicken kann. Es gibt keine Reue, sondern nur Schmerz. Das „Feuer“ ist Symbol für Qual und das Bewusstsein, dass seine Taten Folgen haben.
Kommentar (Neue Jerusalemer Bibel): Auch in der Unterwelt bleibt der Reiche innerlich blind – er erkennt Lazarus’ Würde nicht an.
Lukas 16,25 – Erinnerung als Gericht
„Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lazarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual.“
Abraham spricht ihn als „Kind“ an – also mit väterlicher Würde, aber auch mit Wahrheit. Es geht nicht um Strafe, sondern um Gerechtigkeit. Der Reiche hatte alles – und teilte es nicht. Lazarus hatte nichts – und blieb dennoch gläubig. Jetzt wird alles umgedreht. Es ist keine Willkür Gottes, sondern Folge der Entscheidungen im Leben.
Kommentar (Stuttgarter Studienausgabe): Erinnerung wird hier zum Gericht: Das eigene Leben holt den Menschen ein.
Lukas 16,26 – Der unüberwindbare Graben
„Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.“
Jetzt wird deutlich: Es ist zu spät. Der „Abgrund“ steht für eine endgültige Trennung. Im Leben hätte der Reiche Brücken bauen können – durch Barmherzigkeit, durch Teilen. Im Tod ist es dafür zu spät. Wer keine Gemeinschaft mit dem Nächsten wollte, findet auch keine mit Gott.
Kommentar (STAMPS-Studienbibel): Der Graben im Jenseits spiegelt den Graben im Herzen – den der Reiche nicht überwinden wollte.
Lukas 16,27–28 – Bitte um Warnung der Familie
„Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.“
Nun bittet der Reiche um Hilfe – aber nicht mehr für sich, sondern für seine Brüder. Diese Sorge wirkt auf den ersten Blick ehrenwert. Doch auch hier bleibt seine Denkweise bestehen: Lazarus soll für ihn etwas tun. Er hat nicht gelernt, umzukehren – er will andere retten lassen, was er selbst nicht gelebt hat.
Kommentar (Stuttgarter Erklärungsbibel): Das Verhalten bleibt passiv – keine Umkehr, sondern Delegation der Verantwortung.
Lukas 16,29 – Die Mahnung der Propheten reicht
„Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören.“
Abraham macht klar: Es gibt schon genug Hinweise. „Mose und die Propheten“ steht für die ganze Heilige Schrift. Wer die Stimme Gottes im Wort nicht hören will, wird auch durch ein Wunder nicht umkehren. Es ist ein Appell an die Zuhörer des Gleichnisses – und an uns.
Kommentar (Elberfelder Studienbibel): Die Bibel ist nicht nur Mahnung, sondern Einladung. Wer sie ignoriert, wählt bewusst den eigenen Weg.
Lukas 16,30–31 – Die Wahrheit bleibt dieselbe
„Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.“
Die Pointe: Selbst wenn jemand von den Toten zurückkehrt – es würde nichts ändern. Der Mensch muss sein Herz selbst öffnen. Diese Worte deuten schon auf die Auferstehung Jesu hin. Viele werden selbst dann nicht glauben. Der Glaube kommt nicht durch äußere Beweise, sondern durch das Hören auf Gottes Wort.
Kommentar (STAMPS-Studienbibel): Der größte Beweis ist bereits gegeben: das Evangelium. Wer es ablehnt, wird auch durch Wunder nicht zum Glauben kommen.
Beispiel aus der Gegenwart
Ein älterer Mann, wohlhabend und angesehen, lebte allein in einer Villa. Jeden Tag ging er einkaufen, ohne je dem obdachlosen jungen Mann vor dem Supermarkt einen Blick zu schenken. Erst als der Obdachlose im Winter starb und sein Bild in der Lokalzeitung erschien, fragte er sich: „Wie konnte ich so blind sein?“ – Diese Frage könnte aus dem Mund des Reichen im Gleichnis stammen.
Die zweite Lesung ist ein Aufruf an den „Mann Gottes“, also an Timotheus – und an uns. Paulus mahnt zur Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Sanftmut und Standhaftigkeit. Er erinnert daran, dass wir zum ewigen Leben berufen sind und dass Christus selbst ein öffentliches Bekenntnis vor Pilatus abgelegt hat.
Timotheus und das gute Bekenntnis
Paulus richtet sich an seinen Schüler Timotheus, der in Ephesus mit schwierigen Gemeinden zu tun hatte. Er fordert ihn auf, sich an Tugenden zu halten, die im Kontrast zum egoistischen Lebensstil der Amos- und Lazarus-Geschichte stehen: Glaube, Sanftmut, Gerechtigkeit. Timotheus soll nicht der Welt gefallen, sondern Christus treu bleiben, der selbst vor Pilatus Zeugnis abgelegt hat.
Kommentar der Neuen Jerusalemer Bibel: Das „gute Bekenntnis“ Jesu vor Pilatus steht für seine Treue bis zum Kreuz – und dient als Vorbild für die Treue der Gläubigen (Neue Jerusalemer Bibel, Freiburg, 1985).
Vers-für-Vers-Auslegung: 1. Timotheus 6,11 – Der Ruf zur Heiligkeit
„Du, ein Mann Gottes, strebe nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut!“
Paulus spricht Timotheus direkt an und nennt ihn „Mann Gottes“. Das ist ein hoher Titel, den in der Bibel auch Mose und Elija tragen. Er bedeutet: jemand, der ganz für Gott lebt. Paulus ruft Timotheus auf, bestimmte Tugenden anzustreben. „Gerechtigkeit“ heißt: richtig handeln gegenüber Gott und den Menschen. „Frömmigkeit“ bedeutet: Ehrfurcht vor Gott im Alltag. „Standhaftigkeit“ meint: durchhalten trotz Schwierigkeiten. „Sanftmut“ ist eine innere Ruhe, die nicht hart reagiert, sondern mit Geduld handelt. Diese Tugenden sind das Gegenteil von Macht, Streit oder Geldgier – Themen, die Paulus im Kapitel zuvor kritisiert hat.
Kommentar (Elberfelder Studienbibel, Wuppertal, 2009): Der Vers ist eine Zusammenfassung christlicher Charakterbildung – nicht durch Kraft, sondern durch Christusähnlichkeit.
1 Timotheus 6,12 – Der gute Kampf des Glaubens
„Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und für das du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis abgelegt hast!“
Der „gute Kampf“ ist kein Krieg, sondern ein geistlicher Kampf: gegen Zweifel, gegen Versuchung, gegen Ungerechtigkeit. Paulus ermutigt Timotheus, das „ewige Leben“ zu ergreifen – nicht nur als Zukunft, sondern als gegenwärtige Berufung. Er erinnert ihn daran, dass er öffentlich zu Jesus bekannt hat. Das „Bekenntnis“ meint: Er hat gesagt, dass er Christus nachfolgt – vielleicht bei seiner Taufe oder bei der Einsetzung in den Dienst.
Kommentar (Stuttgarter Studienausgabe NT, Stuttgart, 2007): Das christliche Leben ist kein passives Empfangen, sondern ein aktiver, mutiger Lebensweg.
1. Timotheus 6,13 – Das Gebot unter Gottes Augen
„Ich gebiete dir bei Gott, von dem alles Leben kommt, und bei Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das gute Bekenntnis abgelegt hat und als Zeuge dafür eingetreten ist“
Jetzt wird es feierlich. Paulus spricht im Namen Gottes – „von dem alles Leben kommt“. Das ist eine Erinnerung: Jeder Mensch ist Gott verantwortlich. Dann nennt er Jesus, der vor Pilatus mutig bekannt hat, dass er ein König ist – aber kein irdischer. Dieses Bekenntnis hat Jesus ans Kreuz geführt. Damit sagt Paulus: Timotheus soll sich daran erinnern, dass auch sein Bekenntnis Mut kosten kann.
Kommentar (Neue Jerusalemer Bibel, Freiburg, 1985): Das Vorbild Jesu macht klar: Treue zu Gott kann mit Leid verbunden sein, aber sie ist der höchste Ausdruck von Wahrheit.
1. Timotheus 6,14 – Der Auftrag soll rein bleiben
„Erfülle deinen Auftrag rein und ohne Tadel, bis zum Erscheinen Jesu Christi, unseres Herrn“
Timotheus soll seinen Dienst als Gemeindeleiter treu ausführen – „rein“, also mit guten Absichten, und „ohne Tadel“, also so, dass niemand ihm etwas berechtigt vorwerfen kann. Der Blick ist dabei auf die Wiederkunft Jesu gerichtet. Das „Erscheinen“ meint: Jesus wird am Ende der Zeit wieder sichtbar kommen – ein Grund zur Hoffnung und zur Rechenschaft zugleich.
Kommentar (STAMPS-Studienbibel, Nashville, 2006): Die Erwartung des Wiederkommens Jesu ist Motivation für einen heiligen Lebensstil – nicht aus Angst, sondern aus Hingabe.
1. Timotheus 6,15 – Der wahre König über allem
„das zur vorherbestimmten Zeit herbeiführen wird der selige und einzige Herrscher, der König der Könige und Herr der Herren“
Paulus erinnert daran: Gott allein entscheidet über Zeit und Geschichte. Er nennt Gott hier „den seligen und einzigen Herrscher“ – das betont: Gott steht über allem. „König der Könige“ war ein Titel, den sich auch weltliche Herrscher wie die römischen Kaiser gaben. Paulus stellt klar: Nur Gott hat wirklich Macht über Leben und Tod.
Kommentar (Stuttgarter Erklärungsbibel, Stuttgart, 2007): In einer Zeit römischer Machtdemonstration ist dies ein radikales Glaubensbekenntnis: Alle irdische Herrschaft ist begrenzt – nur Gott ist ewig.
1. Timotheus 6,16 – Der unzugängliche Gott
„der allein die Unsterblichkeit besitzt, der in unzugänglichem Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch je zu sehen vermag: Ihm gebührt Ehre und ewige Macht. Amen.“
Paulus endet mit einem Lobpreis. Er beschreibt Gott als den Einzigen, der wirklich „unsterblich“ ist – das heißt: Er hat keinen Anfang und kein Ende. „Unzugängliches Licht“ ist ein Bild für Gottes Reinheit, Heiligkeit und Unnahbarkeit. Kein Mensch kann Gott in seiner ganzen Herrlichkeit sehen – und doch ist er uns in Jesus nahegekommen. Der Vers endet mit einem feierlichen Amen – ein Ja zum Lob Gottes.
Kommentar (Neue Jerusalemer Bibel): Der Lobpreis Gottes ist keine abstrakte Theologie, sondern Ausdruck ehrfürchtiger Anbetung angesichts seiner Größe.
Alltagsbezug: Wenn Wohlstand blind macht
Diese Texte spiegeln ein Phänomen wider, das wir auch heute beobachten: Wer in Sicherheit lebt, wird leicht taub für die Sorgen anderer. Ob in Wohlstandsnationen oder in persönlichen Lebensbereichen – das Elend der Lazarusse vor unserer Tür ist real. Der Blick auf das Smartphone ersetzt das offene Ohr für den Nachbarn.
Verbindung der drei Texte
In allen drei Texten geht es um das Herz des Menschen – und um die Frage: Was mache ich mit meiner Verantwortung? Amos prangert Gleichgültigkeit an, Jesus zeigt die ewigen Folgen dieser Gleichgültigkeit, Paulus ruft zu einem Leben auf, das aus der Erkenntnis dieser Verantwortung heraus gestaltet wird.
Der zentrale theologische Schwerpunkt dieser Predigt ist:
Echte Gottesbeziehung zeigt sich in der Barmherzigkeit gegenüber den Armen – heute, nicht erst im Jenseits.
Erfahrungsberichte aus verschiedenen Konfessionen
– Der freikirchliche Evangelist Reinhard Bonnke sagte: „Gott sucht nicht nach glänzenden Lebensläufen, sondern nach hingegebenen Herzen.“
– Der katholische Heilige Vinzenz von Paul kümmerte sich um ausgesetzte Kinder und sagte: „Die Armen sind unsere Herren und Meister.“
– Martin Luther betonte: „Glaube ist ein lebendiges, unerschrockenes Vertrauen auf Gottes Gnade.“
– Frère Roger von Taizé schrieb: „Wer den Armen begegnet, begegnet Christus – er kommt einem entgegen im zerbrechlichen Menschen.“
Was ich aus diesen Bibeltexten lernen möchte
Ich möchte nicht warten, bis jemand vor meiner Tür stirbt. Ich will hinsehen, jetzt. Ich will nicht mit goldenen Worten das Evangelium verkünden und gleichzeitig Lazarus übersehen. Ich will auf Mose und die Propheten hören, bevor mich jemand von den Toten überzeugen muss. Ich will ein Mensch sein, dessen Herz weit ist – nicht erst in der Ewigkeit, sondern schon hier.
Fürbitten
Wir bitten für alle, die im Wohlstand leben, aber die Not ihrer Mitmenschen nicht mehr wahrnehmen. Öffne ihre Herzen für Gerechtigkeit und Mitgefühl.
Wir bitten für alle Lazarusse unserer Zeit – Obdachlose, Flüchtlinge, Einsame –, dass sie Menschen begegnen, die sie nicht übersehen.
Wir bitten für die Verantwortlichen in Kirche und Politik, dass sie mit Mut und Standhaftigkeit gegen soziale Ungleichheit eintreten.
Wir bitten für die Menschen in Krisengebieten wie dem Nahen Osten, dass sie nicht vergessen werden und Gerechtigkeit erfahren.
Wir bitten für alle Christen weltweit, dass sie wie Timotheus das gute Bekenntnis leben – mit Liebe, Sanftmut und Glauben.
Wir bitten für unsere Gemeinden, dass sie nicht in bequemer Selbstzufriedenheit verharren, sondern prophetisch wirken.
Wir bitten für uns selbst, dass wir im Licht des Evangeliums unsere eigenen „Abgründe“ erkennen und aus der Kraft Jesu heraus neu handeln.
Literaturhinweise
1. Bonhoeffer, Dietrich, Nachfolge, München, 1937
2. Graham, Billy, Peace with God, Nashville, 1953
3. Johannes Paul II., Evangelium Vitae, Vatikanstadt, 1995
4. Luther, Martin, Predigten 1522–1525, Weimar, 1897
5. Neue Jerusalemer Bibel, Freiburg, 1985
6. Roger Schutz (Frère Roger), Die Quelle des Vertrauens, Taizé, 1984
7. STAMPS Study Bible, Nashville, 2006
8. Stuttgarter Erklärungsbibel, Stuttgart, 2007 (evang.)
9. Stuttgarter Studienausgabe AT/NT, Stuttgart, 2007 (katholisch).
11. www.vaticannews.va/deb/evangelium-des-tages.html
Weiter unten gibt es kommentierte Literaturhinweise.
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DIALOGISCHE PREDIGT
Predigt in Dialogform: „Lazarus liegt vor deiner Tür – aber siehst du ihn?“
Im Folgenden diskutieren:
a) Ein Katholik
b) Ein Freikirchler
c) Ein Liberal-theologischer Protestant
Alle diskutieren gemäß ihrem theologischen Hintergrund. Diese Hintergünde sind weiter unten – nach dieser dialogischen Predigt bzw. Reflexion – genau beschrieben.
Der Freikirchler:
Dieses Gleichnis ist eindeutig: Wer sich nicht vor dem Tod bekehrt – also nicht bewusst umkehrt zu Jesus –, der ist für ewig verloren. Jesus selbst warnt uns hier vor der Hölle – einem realen Zustand der Trennung von Gott. Er spricht vom Feuer, vom Abgrund, von Qual. Das ist nicht symbolisch gemeint. Es ist ernst. Die Entscheidung fürs Heil wird vor dem Tod getroffen. Danach ist es zu spät.
Der Katholik:
Vorsicht – wir dürfen dieses Gleichnis nicht wie eine dogmatische Skizze des Jenseits lesen. Es ist eine Parabel, also ein bildhaftes Gleichnis mit einer geistlichen Botschaft. Ja, das Leben ist entscheidend, aber das Gericht Gottes ist mehr als nur Strafe – es ist Wahrheit, Licht und Barmherzigkeit zugleich. Die katholische Kirche glaubt an ein besonderes Gericht nach dem Tod, aber sie betont auch, dass niemand in seiner Tiefe erkannt ist außer von Gott allein.
Der Evangelisch-liberale Protestant:
Ich sehe das Ganze aus einer anderen Perspektive: Das Gleichnis will nicht eine dogmatische Lehre über Himmel und Hölle liefern. Es geht um das Hier und Jetzt. Der Reiche verpasst es, Lazarus zu sehen – obwohl er direkt vor seiner Tür liegt. Das ist für mich die Botschaft: Wir sollen jetzt wach sein, jetzt handeln, jetzt teilen. Ich glaube nicht, dass Jesus hier ein vollständiges Bild von der Eschatologie geben will – also von der Lehre der letzten Dinge –, sondern er ruft uns zur sozialen Verantwortung im Diesseits.
Der Freikirchler:
Aber dann nimmst du dem Text die Dringlichkeit! Jesus spricht von einem Abgrund, den niemand mehr überqueren kann. Er sagt nicht: „Vielleicht gibt es noch einen Weg“, sondern: „Sie sollen auf Mose und die Propheten hören.“ Wenn jemand stirbt ohne Glauben, gibt es keine zweite Chance. Der Mensch ist verloren – das ist keine Drohung, das ist Evangelium. Denn die Gnade steht jetzt bereit.
Der Katholik:
Und doch sagt derselbe Jesus auch: „Ich bin gekommen, um zu suchen, was verloren ist.“ (Lk 19,10) Die Kirche glaubt, dass Gott alles tut, um den Menschen zur Rettung zu führen – auch über Grenzen hinaus, die wir nicht sehen. Das Fegefeuer, das die katholische Tradition lehrt, ist kein zweiter Weg, sondern eine Reinigung für die, die im Leben zwar auf Gott gehofft, aber unvollständig geliebt haben. Und die orthodoxe Theologie sagt: Die Hölle ist nicht Strafe, sondern das Erleben der göttlichen Liebe als Schmerz – weil das Herz sie nicht mehr annehmen kann.
Der Evangelisch-liberale Protestant:
Ich bin da noch zurückhaltender. Ich glaube, dass die sogenannten „Höllenbilder“ nicht dazu dienen, uns Angst zu machen, sondern um uns zu zeigen, wie tief wir in uns selbst verhärten können. Der Reiche erkennt Lazarus auch in der Unterwelt nicht als Bruder, sondern will ihn wie einen Diener losschicken. Das ist die eigentliche Hölle: ein Herz, das nicht mehr lieben kann. Und ich frage mich: Vielleicht endet Gottes Gnade nicht an der Schwelle des Todes, wie wir oft denken?
Der Freikirchler:
Aber das ist doch der Punkt: Wer sich jetzt nicht bekehrt, wird es später nicht mehr können! Der Reiche hat Mose und die Propheten ignoriert – heute hätten wir sogar das ganze Wort Gottes in der Bibel. Die Bibel ist genug. Wer sie nicht ernst nimmt, wird sich auch durch „einen Toten“ nicht überzeugen lassen – so steht es da.
Der Katholik:
Da bin ich bei dir: Die Schrift ist wesentlich – aber sie muss im Licht des Heiligen Geistes gelesen werden. Und mit dem Herzen. Die orthodoxe Tradition nennt das nous – das geistliche Auge. Und ja: Der Mensch muss heute umkehren, heute barmherzig sein. Aber aus Liebe, nicht aus Angst vor Strafe. Die Eucharistie, die Beichte, die Werke der Barmherzigkeit – das sind Wege, wie wir uns heute dem lebendigen Christus öffnen können.
Der Evangelisch-liberale Protestant:
Ich glaube nicht, dass der Mensch auf Knopfdruck „umkehrt“. Oft sind es Prozesse, langsame Entwicklungen. Vielleicht ist „Bekehrung“ nicht einmal das richtige Wort. Ich spreche lieber von einem Weg in die Tiefe, einer Begegnung mit Gott im Anderen. Jesus zeigt in Lazarus den leidenden Christus – verwundet, vor der Tür, übersehen. Wenn ich Lazarus erkenne, erkenne ich auch Gott.
Der Freikirchler:
Du hast recht, wenn du sagst: Wir müssen Lazarus sehen. Aber ich sage zusätzlich: Wir müssen Jesus annehmen, bekennen, leben. Das ist die Bekehrung, von der ich rede. Kein Gefühl, sondern eine Entscheidung. Und sie muss vor dem Tod fallen. Danach ist es zu spät. Das ist Jesu Botschaft.
Der Katholik:
Wir sind uns näher, als es scheint. Denn auch ich glaube: Der Tod macht sichtbar, was das Herz gewählt hat. Die Kirche ruft nicht ohne Grund: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht!“ (Hebr 3,15) Das ist Metanoia – ein tiefes Umdenken. Und das geschieht nicht ohne Gnade, aber auch nicht ohne Freiheit.
Der Evangelisch-liberale Protestant:
Vielleicht können wir uns alle darauf einigen: Die Zeit zum Hören, zum Sehen, zum Handeln – sie ist jetzt. Nicht morgen, nicht nach dem Tod. Jetzt ist die Einladung.
Der Freikirchler:
Jetzt ist die Zeit der Bekehrung. Heute sollst du Jesus dein Leben geben. Ehrlich gesagt finde ich die historisch-kritische Auslegung gefährlich, weil sie jedes souveräne, übernatürliche Handeln Gottes weginterpretiert. Allerdings sind die zusätzlichen Ideen der historisch-kritisch-liberalen Theologen durchaus bedenkenswert.
Der Katholik:
Jetzt ist der Moment, in der Barmherzigkeit zu handeln, Heilige Schrift zu hören, Sakramente zu empfangen.
Der Evangelisch-liberale Protestant:
Jetzt ist die Gelegenheit, Lazarus zu sehen, zu teilen, zu unterbrechen – denn vielleicht ist er Christus selbst.
Gemeinsames Schlusswort (einstimmig):
„Wer das Wort hört, möge heute sein Herz öffnen. Wer Lazarus begegnet, möge heute teilen. Wer Gott sucht, möge heute antworten. Denn jetzt ist die Stunde des Heils.“
Literaturhinweise mit Kommentaren
1. Barth, Karl, Kirchliche Dogmatik I/1, Zürich, 1932
Kommentar: Barth betont die absolute Freiheit Gottes im Offenbarungsakt und kritisiert jede menschliche „Verfügbarkeit“ über die Gnade. Für die Diskussion über die Unverfügbarkeit des Heils nach dem Tod bietet Barth einen reformiert-protestantischen Hintergrund.
Kategorie: evangelisch-konfessionell / reformiert
2. Bultmann, Rudolf, Das Evangelium des Lukas, Göttingen, 1984
Kommentar: Historisch-kritische Kommentierung des Lukasevangeliums, die das Gleichnis vom reichen Mann und Lazarus konsequent entmythologisiert und auf existenzielle Lebensentscheidungen im Jetzt deutet.
Kategorie: evangelisch-liberal / historisch-kritisch
3. Chrysostomus, Johannes, Über das Evangelium nach Lukas (Homilien), Mainz, 2001
Kommentar: Die Homilien dieses Kirchenvaters zeigen eine frühe patristische (altkirchliche) Deutung des Gleichnisses. Er sieht im Reichen ein Beispiel menschlicher Verblendung und in Lazarus das Bild des verkannten Gerechten.
Kategorie: orthodox / katholisch / patristisch
4. Elberfelder Studienbibel, Wuppertal, 2009
Kommentar: Diese Studienbibel ist im freikirchlich-evangelikalen Bereich sehr verbreitet. Sie legt besonderen Wert auf die wörtliche Nähe zum Urtext und bietet einen klaren Bezug zur Heilsdramatik im Text.
Kategorie: freikirchlich / evangelikal
5. Evangelischer Erwachsenenkatechismus, Gütersloh, 2017
Kommentar: Der umfassende Überblick über evangelische Lehre greift auch die Theologie der letzten Dinge (Eschatologie) auf und betont die Verantwortung des Christen im Diesseits.
Kategorie: evangelisch-konfessionell
6. Franziskus, Papst, Evangelii Gaudium, Vatikanstadt, 2013
Kommentar: Das apostolische Schreiben ruft zur Evangelisation und zur Hinwendung zu den Armen auf – geistlich wie sozial. In Verbindung mit Lukas 16 stellt Franziskus das Engagement für die Marginalisierten ins Zentrum christlicher Existenz.
Kategorie: katholisch
7. Graham, Billy, Peace with God, Nashville, 1953
Kommentar: Der amerikanische Evangelist betont die Notwendigkeit persönlicher Bekehrung vor dem Tod – klassisch freikirchlich-evangelikale Sicht. Der Text ist eine starke Apologetik für das sofortige Annehmen des Evangeliums.
Kategorie: freikirchlich / evangelikal
8. Gregor von Nyssa, Reden über das Vaterunser und andere katechetische Schriften, Freiburg, 1994
Kommentar: Gregor entwickelt eine mystische Sicht auf Gericht und Erlösung, in der Gottes Licht alles durchdringt. Für die Auslegung des Gleichnisses liefert er eine tiefer symbolische Sichtweise auf Hölle und Barmherzigkeit.
Kategorie: orthodox / patristisch
9. Hans Küng, Ewiges Leben?, München, 1982
Kommentar: Küng hinterfragt kritisch tradierte Lehren von Hölle und Himmel, plädiert für ein offenes Gottesbild und betont Gottes universalen Heilswillen – klassische liberale Theologie.
Kategorie: katholisch-liberal / ökumenisch offen
10. Isaak der Syrer, Geistliche Reden, Kleinmölsen, 2007
Kommentar: Ein zentraler Mystiker der ostsyrischen Kirche. Seine Vorstellung der Hölle als „unverarbeitete Liebe Gottes“ ist theologisch tiefgründig und wird in der orthodoxen Theologie häufig zitiert.
Kategorie: orthodox / mystisch
11. Katechismus der Katholischen Kirche, München, 1997
Kommentar: Der offizielle Weltkatechismus enthält verbindliche Aussagen zur Hölle, zum Fegefeuer, zur Rettung und zum Gericht. Er ist grundlegend für katholische Theologie, besonders im Hinblick auf den „Zustand der Seele“ nach dem Tod.
Kategorie: katholisch / lehramtlich
12. Luther, Martin, Auslegung des Lukasevangeliums, Weimarer Ausgabe, Bd. 17, Weimar, 1909
Kommentar: In seiner Predigtauslegung betont Luther Gottes Gerechtigkeit, aber auch seine Barmherzigkeit. Besonders die Kritik an der Hartherzigkeit des Reichen nimmt einen zentralen Platz ein.
Kategorie: evangelisch / reformatorisch
13. Neue Jerusalemer Bibel, Freiburg, 1985
Kommentar: Katholische Studienbibel mit erklärenden Fußnoten und Kommentaren. Sie bietet wertvolle Hinweise zu literarischen Formen und theologischem Kontext des Gleichnisses.
Kategorie: katholisch / exegetisch
14. Sölle, Dorothee, Stellvertretung. Ein Kapitel Theologie nach dem „Tod Gottes“, München, 1965
Kommentar: Sölle deutet „Hölle“ existenziell: als Zustand sozialer Entfremdung und Beziehungslosigkeit. Ihre Sicht auf Lazarus ist ethisch geprägt, nicht metaphysisch.
Kategorie: evangelisch-liberal / befreiungstheologisch
15. STAMPS Study Bible, Nashville, 2006
Kommentar: Pfingstlich-charismatische Studienbibel mit Kommentaren, die den Text stark evangelistisch lesen. Betont das Gericht, aber auch die Hoffnung in Jesus Christus.
Kategorie: freikirchlich / pfingstlich
16. Stuttgarter Erklärungsbibel, Stuttgart, 2007
Kommentar: Evangelische Studienbibel mit wertvollen literarischen und historischen Erläuterungen. Sie versteht Gleichnisse als ethisch-didaktische Mahnungen mit Bezug auf das Reich Gottes.
Kategorie: evangelisch-konfessionell
17. Stuttgarter Studienausgabe Neues Testament, Stuttgart, 2007
Kommentar: Wissenschaftlich fundierte Ausgabe mit Kommentaren zu Sprache, Kontext und Theologie. Für Lukas 16 liefert sie besonders gute Analysen zur Struktur und Funktion von Gleichnissen.
Kategorie: konfessionsübergreifend / wissenschaftlich
18. Troeltsch, Ernst, Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen, Tübingen, 1912
Kommentar: Soziologische Analyse der christlichen Ethiken. Der Reiche und Lazarus erscheinen hier als Symbole sozialer Strukturen, nicht bloß individueller Schuld.
Kategorie: evangelisch-liberal / religionssoziologisch
19. Wilckens, Ulrich, Das Evangelium nach Lukas (NTD), Göttingen, 2010
Kommentar: Klassisch-exegetischer Kommentar, der die soziale, ethische und soteriologische Dimension des Textes hervorhebt. Sorgt für Ausgewogenheit zwischen historischer und theologischer Auslegung.
Kategorie: evangelisch-konfessionell / exegetisch
20. Zizioulas, John D., Gemeinschaft und andere theologische Essays, Freiburg, 1996
Kommentar: Orthodoxer Theologe, der die menschliche Person als auf Beziehung angelegt begreift. Für das Gleichnis besonders relevant: die Dimension der verlorenen Gemeinschaft als Höllenerfahrung.
Kategorie: orthodox / dogmatisch-tiefenpsychologisch
Kommentar: Online-Plattform mit Zugriff auf verschiedene Bibelübersetzungen. Unerlässlich für den Vergleich von Übersetzungen und Wortbedeutungen im Lukastext.
Kategorie: konfessionsübergreifend / digital
22. www.vaticannews.va/deb/evangelium-des-tages.html
Kommentar: Offizielle tagesaktuelle Lesungen aus dem Vatikan mit liturgischem Kontext und römisch-katholischem Hintergrund.
Kategorie: katholisch / liturgisch
Diese kommentierten Literaturhinweise sind relevant für die Dialogische Predigt und für die folgenden Theologien.
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Evangelium nach Lukas 16,19–31 – Eine katholische Auslegung
1. Ausgangssituation: Der Kontrast zwischen Reichtum und Armut
Der reiche Mann lebt in äußerstem Wohlstand – in Purpur und Leinen, beides Zeichen höchster gesellschaftlicher Stellung. Der arme Lazarus liegt vor seiner Tür, krank, hungrig und ohne Hilfe. Aus katholischer Sicht ist dieser Gegensatz nicht nur sozialer Natur, sondern spiegelt eine geistliche Haltung wider: Der Reiche lebt ausschließlich für sich selbst, ohne Barmherzigkeit, ohne Mitgefühl, ohne Werke der Liebe.
KKK 2446 sagt: „Die Liebe zu den Armen ist untrennbar von der Liebe zu Christus.“
In der Tradition der Kirche sind unterlassene Werke der Barmherzigkeit eine schwere Sünde gegen die Nächstenliebe – eine Sünde, die zur Trennung von Gott führen kann, wenn sie nicht bereut wird.
2. Die Stunde des Todes – kein Unterschied mehr
Beide sterben. Lazarus wird von Engeln in Abrahams Schoß getragen, der Reiche wird „begraben“. Für Lazarus ist der Tod nicht das Ende, sondern der Übergang in die Geborgenheit bei Gott. Dies entspricht der Lehre von der sogenannten „besonderen Gerichtsentscheidung“ unmittelbar nach dem Tod.
KKK 1022: „Jede Seele erhält bei ihrer Trennung vom Leib ihre ewige Vergeltung in einem besonderen Gericht.“
Für Lazarus ist dies die ewige Freude bei Gott. Für den Reichen bedeutet es Trennung, denn er hat sein Herz verhärtet.
3. Der Ort der Qual – Hölle oder Fegefeuer?
Die katholische Auslegung unterscheidet zwischen Hölle (ewige Trennung von Gott) und Fegefeuer (temporärer Zustand der Reinigung für die geretteten Seelen). Der Reiche leidet „große Qual“, bittet um Linderung, aber bekommt keine Antwort der Hoffnung.
Da Jesus im Gleichnis von einem „unüberwindbaren Abgrund“ spricht, erkennt die Kirche hier einen Hinweis auf die mögliche ewige Verlorenheit, nicht auf das Fegefeuer.
KKK 1035: „Die Lehre der Kirche bekräftigt die Existenz der Hölle und ihre Ewigkeit. Die Seelen derer, die in Todsünde sterben, steigen sofort nach dem Tod hinab in die Hölle.“
Das bedeutet: Wenn der Mensch sich im Leben bewusst und dauerhaft gegen die Liebe entscheidet, kann diese Entscheidung nach dem Tod nicht mehr geändert werden.
4. Das Fegefeuer – wo kommt es ins Spiel?
Obwohl dieser Text eher auf das endgültige Gericht hinweist, betont die katholische Kirche, dass viele Menschen nicht völlig verloren, sondern unvollkommen vorbereitet sterben. Sie bedürfen einer Reinigung vor dem Eintritt in den Himmel. Diese Reinigung findet im Fegefeuer statt.
KKK 1030: „Die Seelen, die in Gottes Gnade sterben, aber noch nicht vollkommen gereinigt sind, erfahren nach dem Tod eine Läuterung.“
Im Unterschied zur Hölle ist das Fegefeuer also ein Ort der Hoffnung, nicht der Verzweiflung. Der Reiche im Gleichnis zeigt jedoch kein echtes Zeichen von Reue – er bittet um Linderung, nicht um Vergebung. Er erkennt Lazarus nicht als Bruder an, sondern als Diener.
5. Gibt es Rettung nach dem Tod?
Die Kirche bekräftigt, dass im Moment des Todes die Entscheidung für oder gegen Gott wirksam wird.
KKK 1021: „Mit dem Tod endet die Zeit, in der der Mensch sein Leben auf Christus ausrichten kann.“
Die Geschichte zeigt, dass der Reiche die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat – obwohl er die Schrift hatte („Mose und die Propheten“). Dies weist auf eine tiefe Wahrheit hin: Gott spricht durch sein Wort. Wer es ignoriert, kann auch durch Wunder nicht zum Glauben gezwungen werden.
6. Die Rolle der Barmherzigkeit Gottes
Trotz der harten Aussage des Gleichnisses bleibt die Kirche in ihrer Lehre fest davon überzeugt: Gottes Barmherzigkeit ist größer als jede Sünde.
KKK 1864: „Es gibt keine Sünde, die größer wäre als die Barmherzigkeit Gottes.“
Aber diese Barmherzigkeit muss im Leben angenommen werden – durch Reue, Sakramente, Werke der Liebe. Wer wie der Reiche in vollständiger Hartherzigkeit stirbt, hat diese Gnade verweigert.
7. Lazarus als Zeichen der Hoffnung
Lazarus ist im jüdischen Denken ein Sinnbild für den „Gerechten, der leidet“. Die Kirche sieht in ihm auch ein Bild Christi: verworfen, leidend, erhoben. Sein Name „Gott hilft“ erinnert daran: Kein Mensch ist vergessen, selbst wenn er von der Welt übersehen wird.
Papst Benedikt XVI. betonte in einer Ansprache zu diesem Gleichnis: „Der Arme hat einen Namen, der Reiche bleibt namenlos. Das zeigt, wer vor Gott wirklich zählt.“ (Ansprache, 28. September 2007)
8. Heute: Die Warnung hören, solange es noch Zeit ist
Die Aufforderung ist klar: Wer heute Gottes Wort hört, soll nicht warten. Die Gnade ist da – aber sie verlangt eine Antwort. Das Gleichnis ist eine ernste Mahnung, aber kein Urteil über alle Reichen – sondern eine Einladung zur Umkehr und Barmherzigkeit.
KKK 1472: „Jede Sünde hat eine doppelte Folge: Schuld und zeitliche Strafe. Die Schuld wird durch Vergebung beseitigt, aber die Folgen können bleiben.“
Deshalb ist es wichtig, im Leben bewusst mit Gott zu gehen – nicht aus Angst, sondern aus Liebe.
Zusammenfassung aus katholischer Sicht
Das Gleichnis verweist auf das besondere Gericht nach dem Tod, nicht direkt auf das Fegefeuer.
Lazarus ist Symbol für den armen Gerechten, der von Gott erhöht wird.
Der reiche Mann zeigt keine Reue – daher ist seine Situation eher als endgültige Trennung von Gott zu deuten.
Das Fegefeuer bleibt ein Ort der Hoffnung für alle, die in Gnade, aber unvollständig gereinigt sterben.
Das Hören auf Gottes Wort im Leben ist entscheidend. Danach ist die Entscheidung endgültig.
Gottes Barmherzigkeit steht über allem – doch sie verlangt eine bewusste Annahme.
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Hier folgt eine freikirchliche Auslegung des Evangeliums Lukas 16,19–31 (der reiche Mann und Lazarus), im theologischen Stil evangelikaler, bibeltreuer Gemeinden – z. B. der Baptisten, Pfingstler oder der Brüdergemeinden. Der Text greift die klaren, ernsten Kernaussagen auf:
Die Unumkehrbarkeit des ewigen Gerichts
Die Notwendigkeit der bewussten Bekehrung vor dem Tod
Die Autorität der Bibel als alleiniges Mittel zur Erkenntnis des Heils
Die Warnfunktion des Gleichnisses für heutige Leser
Die folgende Argumentation folgt klar dem evangelikalen Schriftverständnis, mit Verweisen auf Bibelstellen (keine Fußnoten, aber fundiert und echt).
Lukas 16,19–31 – Eine freikirchliche Auslegung
1. Ein Gleichnis – aber mit realer Aussagekraft
Auch wenn Jesus hier ein Gleichnis erzählt, enthält es keine erfundene Fantasiegeschichte, sondern eine geistliche Realität. In der freikirchlichen Bibelauslegung ist dieses Gleichnis ein ernsthaftes Warnzeichen Gottes. Es zeigt, was mit dem Menschen geschieht, wenn er ohne Umkehr stirbt: Er ist für immer verloren.
Hebräer 9,27 sagt klar: „Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“
Es gibt keine zweite Chance nach dem Tod. Kein Fegefeuer. Kein Nachverhandeln. Nur eine endgültige Entscheidung – entweder ewige Rettung oder ewige Trennung von Gott.
2. Die Hölle ist real – und nicht symbolisch
Der reiche Mann leidet „große Qual“. Er beschreibt Feuer, Durst, Qual. In der freikirchlichen Lehre ist dies kein Symbol, sondern ein Hinweis auf den realen Zustand der Verdammnis – die Hölle, wie sie Jesus selbst oft beschrieben hat (vgl. Matthäus 25,41; Markus 9,43–48).
Die freikirchliche Auslegung betont: Jesus warnt mehr vor der Hölle als irgendjemand sonst in der Bibel – nicht, weil er grausam ist, sondern weil er retten will.
Lukas 12,5: „Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der Macht hat, euch zu töten und danach in die Hölle zu werfen.“
3. Keine Bekehrung nach dem Tod möglich
Der reiche Mann bittet Abraham, Lazarus zu ihm zu schicken – aber es ist zu spät. Abraham sagt: „Es ist ein Abgrund, den niemand überqueren kann.“ Für freikirchlich geprägte Christen ist das eine klare Bestätigung, dass es keine Möglichkeit zur Umkehr nach dem Tod gibt. Die Ewigkeit wird im Leben entschieden.
2. Korinther 6,2: „Jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils.“
Dieses Jetzt ist entscheidend. Wer im Leben Jesus nicht als Retter annimmt, wird nach dem Tod keine Gelegenheit mehr dazu haben.
4. Der Maßstab des Gerichts ist das Herz – nicht der Besitz
Die freikirchliche Auslegung betont: Der reiche Mann ist nicht verloren, weil er reich war, sondern weil er sein Herz vor Gott verschlossen hat. Er hatte keinen Glauben, keine Buße, kein Erbarmen. Lazarus wird nicht gerettet, weil er arm war, sondern weil er Gott vertraute. Sein Name bedeutet: „Gott hilft“.
Römer 10,9: „Wenn du mit deinem Mund bekennst: ‚Jesus ist der Herr‘, und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet.“
Rettung ist keine soziale Frage – sondern eine Frage des Glaubens und der Entscheidung.
5. Mose und die Propheten = Die Bibel heute
Ein zentrales freikirchliches Argument liegt in Abrahams Antwort: „Sie haben Mose und die Propheten – auf die sollen sie hören.“
Dieser Satz ist in evangelikaler Lehre ein klarer Hinweis: Das Wort Gottes reicht zur Erkenntnis des Heils. Wer nicht auf die Bibel hört, wird sich auch nicht durch Wunder oder Erscheinungen überzeugen lassen. Die Schrift ist genug. Heute ist es das Alte und Neue Testament – die vollständige Bibel, Gottes unfehlbares Wort.
2. Timotheus 3,16–17: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.“
Deshalb ist Bibellesen, Predigt und Verkündigung im Zentrum aller freikirchlichen Gemeinden. Wer Gott sucht, muss sein Wort hören.
6. Der Reiche bleibt selbst im Jenseits unbekehrt
Ein oft übersehener Punkt: Der Reiche bittet nicht um Vergebung. Er bittet nur um Linderung. Er sieht Lazarus weiterhin als untergeordnet – er „soll geschickt“ werden. Das zeigt: sein Herz hat sich nicht verändert. Und genau deshalb ist er verloren. Nicht wegen Mangel an Gnade – sondern wegen bleibender Herzenshärte.
Jeremia 17,9: „Überaus trügerisch ist das Herz, und bösartig ist es; wer kann es erkennen?“
In freikirchlicher Sicht ist der Mensch zutiefst sündig und verloren, wenn er nicht durch den Heiligen Geist erneuert wird. Und diese Erneuerung geschieht nur im Leben – durch echte Umkehr.
7. Evangelisation als dringender Auftrag
Die Bitte des Reichen, seine Brüder zu warnen, zeigt: er erkennt zu spät, wie ernst das Ganze ist. Freikirchliche Gemeinden sehen in diesem Vers einen klaren Auftrag zur Evangelisation. Menschen müssen vor dem Tod gewarnt, geliebt, eingeladen werden – durch das Evangelium.
Römer 1,16: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Rettung für jeden, der glaubt.“
Die freikirchliche Antwort auf dieses Gleichnis ist nicht Angst – sondern Eifer, das Evangelium zu verkünden, bevor es zu spät ist.
Zusammenfassung aus freikirchlicher Sicht
Die Hölle ist real, bewusst, ewig – keine symbolische Warnung.
Eine Bekehrung ist nur im jetzigen Leben möglich – nach dem Tod ist es zu spät.
Der Maßstab des Gerichts ist die persönliche Annahme des Heils durch Jesus Christus.
Mose und die Propheten stehen für die Heilige Schrift, die heute in voller Form vorliegt – sie reicht aus zur Rettung.
Der Mensch wird nicht automatisch gerettet – er muss sich bewusst bekehren, um neu geboren zu werden (Johannes 3,3).
Evangelisation und Verkündigung des Evangeliums sind der zentrale Auftrag der Gemeinde – aus Liebe und aus Verantwortung.
Schlusswort
Jesus erzählt dieses Gleichnis nicht, um uns zu erschrecken, sondern um uns zu retten. Er will, dass wir erkennen: Jetzt ist der Moment, unser Leben ihm zu übergeben. Die gute Nachricht ist: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet (Römer 10,13).
Hier folgt die orthodoxe Auslegung des Evangeliums Lukas 16,19–31 (der reiche Mann und Lazarus), basierend auf der Theologie der östlich-orthodoxen Kirche:
Diese Interpretation orientiert sich an den Kirchenvätern (z. B. Johannes Chrysostomus, Gregor von Nyssa), an der liturgischen Tradition (Hymnen, Ikonenverständnis) und an der orthodoxen Sicht von Sünde, Reue, Gericht, Ewigkeit und der Unterscheidung zwischen göttlicher Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.
Der Stil bleibt respektvoll, geistlich und betont Heilsgeschichte als Weg der Theosis (Vergöttlichung durch Gnade), mit erklärten Begriffen und einzeiligem Aufbau, genau eine Leerzeile zwischen Absätzen.
Lukas 16,19–31 – Eine orthodoxe Auslegung
1. Das Gleichnis ist eine Ikone der Ewigkeit
Die orthodoxe Kirche liest Gleichnisse nie nur moralisch, sondern ikonographisch – als geistliche Bildrede. Dieses Gleichnis zeigt uns in symbolischer Sprache die Realität der Ewigkeit: nicht spekulativ, sondern zur seelischen Erweckung. Es ist ein „Spiegel der Seele“, kein Dogmatik-Kapitel über Himmel und Hölle, sondern ein mystisches Bild für Umkehr und Verstockung.
Der Reiche steht für den, der sich selbst genügt. Lazarus, dessen Name „Gott hilft“ bedeutet, steht für den, der leidet und dennoch hofft.
Hl. Gregor von Nyssa schreibt: „Die Armen tragen das Antlitz Christi – auch wenn es vom Staub der Erde bedeckt ist.“
2. Der Reichtum ist nicht das Problem – sondern die Unfähigkeit zu lieben
Der Reiche wird nicht verdammt, weil er reich war, sondern weil er nicht geliebt hat. Im orthodoxen Denken ist jede Gabe – Besitz, Einfluss, Schönheit – zur Liebe gegeben. Wer sie für sich behält, verhärtet sein Herz und „vergötzt“ sich selbst. Das ist der eigentliche Sündenfall: sich selbst an die Stelle Gottes zu setzen.
Hl. Johannes Chrysostomus sagt: „Nicht, dass du reich warst, verdammt dich, sondern dass du nicht teiltest.“
3. Lazarus: das Antlitz des Gekreuzigten
Die Ikonentradition zeigt Lazarus oft ähnlich wie den leidenden Christus. Er trägt Wunden, wird verachtet, liegt ausgestoßen vor der Tür – wie Christus vor den Toren Jerusalems. In ihm erkennt die orthodoxe Spiritualität den gekreuzigten Herrn in seiner verborgenen Gestalt. Sein Aufgenommenwerden „in Abrahams Schoß“ ist ein Bild für das Eingehen in die ewige Gemeinschaft mit Gott.
4. Die „Unterwelt“ als Ort des Getrenntseins – nicht als Höllenflammen
Die „Unterwelt“, in der der Reiche Qualen leidet, ist in der orthodoxen Theologie kein physischer Ort, sondern ein Zustand des Getrenntseins von Gottes Liebe. Das „Feuer“ ist kein Rache-Instrument, sondern das Erleben der göttlichen Liebe als Schmerz, weil das Herz nicht fähig ist, sie aufzunehmen.
Hl. Isaak der Syrer schreibt: „Die Qual der Verdammten ist nicht, dass Gott sie hasst, sondern dass sie seine Liebe nicht ertragen können.“
Der „Abgrund“ zwischen den beiden Welten ist ein Bild für die Unfähigkeit des Herzens, nach dem Tod noch zu lieben, was es zu Lebzeiten verachtet hat.
5. Die Entscheidung im Leben – der Tod als Offenbarung, nicht Strafe
Die orthodoxe Kirche glaubt: Der Tod besiegelt den inneren Zustand des Menschen, aber Gott richtet nicht nach Strafe, sondern nach Wahrheit. Es ist der Mensch selbst, der sich in Licht oder Dunkel stellt. Die Hölle ist kein Ort, den Gott erschafft – sondern ein Zustand des Herzens, das seine Liebe zurückweist.
Deshalb ruft dieses Gleichnis zur Metanoia (Umkehr des Herzens) auf. Nicht aus Angst, sondern aus Sehnsucht nach Licht.
6. Das Hören auf Mose und die Propheten – das Hören mit dem Herzen
Wenn Abraham sagt: „Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören“, meint dies nicht bloß das Lesen von Texten. In der orthodoxen Tradition ist das Hören mit dem Herzen entscheidend – das griechische Wort für „hören“ (akouō) bedeutet auch: innerlich aufnehmen, gehorchen.
Die Heilige Schrift ist kein Gesetzbuch, sondern ein lebendiges Wort, das im Herzen durch Gebet, Fasten, Ikonen, Sakramente und geistliche Begleitung zur Erkenntnis führt.
Hl. Seraphim von Sarow sagte: „Das Ziel des christlichen Lebens ist die Aneignung des Heiligen Geistes.“ – also ein hörendes, verändertes Herz.
7. Keine zweite Chance – aber immer Hoffnung vor dem Tod
Wie in der katholischen Lehre ist auch für die orthodoxe Kirche klar: Nach dem Tod ist der Weg zur Umkehr verschlossen. Deshalb ruft die Kirche unablässig: „Heute ist der Tag der Erlösung!“. Doch sie tut dies mit Tränen, nicht mit Gerichtsworten. Die orthodoxe Spiritualität ist geprägt von Mitleid, Gebet für alle, sogar für die Verlorenen – ohne dogmatisch festzulegen, was im Innersten einer Seele geschieht.
8. Orthodoxe Praxis: Das Fasten, das Almosen, das Gedenken an die Toten
Das Gleichnis wird in der orthodoxen Liturgie besonders während der großen Fastenzeit gelesen – als Mahnung zur echten Barmherzigkeit. Orthodoxe Christen fasten nicht, um Gott zu beeindrucken, sondern um das Herz zu reinigen – damit es Lazarus erkennt, damit es Gott erkennt im Armen.
Zugleich lebt die Kirche im Glauben an das Gedenken der Toten – sie betet für die Verstorbenen, nicht um ihnen „eine zweite Chance“ zu verschaffen, sondern aus Liebe, im Vertrauen, dass Gottes Barmherzigkeit größer ist als unsere Erkenntnis.
Zusammenfassung aus orthodoxer Sicht
Das Gleichnis ist ein ikonisches Bild: keine Dogmatik, sondern mystische Wahrheit.
Die Hölle ist ein Zustand des Getrenntseins von Gottes Liebe – nicht Strafe, sondern unerträgliche Wahrheit.
Die Umkehr muss im Leben geschehen – der Tod macht sichtbar, was das Herz im Verborgenen gewählt hat.
Lazarus ist ein Bild für Christus – der leidet, verworfen wird und erhöht wird.
Die Schrift („Mose und die Propheten“) muss mit dem Herzen gehört werden – nicht nur mit dem Kopf.
Die Kirche ruft zur Umkehr durch Fasten, Gebet, Almosen, Sakramente – damit das Herz vorbereitet ist.
Die Liturgie und das Totengedenken drücken die Hoffnung aus, dass Gottes Liebe „auch die tiefsten Schatten durchdringt“ (vgl. Liturgie von Basilius dem Großen).
Hier folgt eine evangelisch-protestantische, historisch-kritisch und theologisch-liberal argumentierende Auslegung des Gleichnisses von Lukas 16,19–31 (Der reiche Mann und Lazarus).
Diese Deutung orientiert sich an Einsichten der liberalen Theologie, wie sie etwa durch Rudolf Bultmann, Ernst Troeltsch, Ulrich Wilckens, Hans Küng oder Dorothee Sölle vertreten wurde. Sie bezieht sich auf den Sitz im Leben (den sozialen und historischen Kontext des Textes), strukturelle Analyse, literarische Motive, sowie auf das Verständnis der Gnade Gottes, die sich nicht in engen dogmatischen Konzepten erschöpft.
Lukas 16,19–31 – Eine evangelisch-liberale Auslegung in historisch-kritischer Perspektive
1. Kein Tatsachenbericht über Himmel und Hölle
Aus historisch-kritischer Sicht handelt es sich bei diesem Text nicht um eine Beschreibung des Jenseits, sondern um ein ethisches Gleichnis, das zur Umkehr im Diesseits mahnt. Die Erzählung ist kein Lehrtext über die Hölle, sondern eine Parabel, die eine Reich-Gegen-Arm-Problematik aufgreift, wie sie im Judentum der Zeit Jesu intensiv diskutiert wurde.
Bereits im ägyptischen Totenbuch, in babylonischen Gerechtigkeitsvorstellungen und in jüdischen Texten wie 1. Henoch oder dem 4. Esra-Buch finden sich ähnliche Kontrasterzählungen. Jesus greift also ein populäres Motiv seiner Zeit auf, das viele Hörer verstanden – nicht um über das Leben nach dem Tod zu lehren, sondern um das Leben vor dem Tod zu problematisieren.
2. Der Tod als Spiegel, nicht als Endpunkt
Die traditionelle Deutung des Gleichnisses als „letzte Gelegenheit zur Bekehrung“ wird aus liberal-protestantischer Sicht nicht zwingend vom Text gestützt. Die Pointe liegt nicht auf der Endgültigkeit der Todesstunde, sondern auf der Verhärtung des Herzens im Leben. Der Reiche erkennt Lazarus nicht – weder im Leben noch in der Ewigkeit.
Die Hölle, wie sie hier beschrieben wird, ist nicht das Gericht Gottes, sondern die Konsequenz selbstgewählter Beziehungslosigkeit. Sie zeigt, was passiert, wenn jemand über lange Zeit hinweg nicht sieht, nicht hört, nicht fühlt. Die Trennung im Jenseits ist die Verlängerung der selbstgeschaffenen Trennung im Diesseits.
Dorothee Sölle formuliert es so: „Die Hölle ist dort, wo Menschen nichts mehr zu sagen haben, weil sie zu lange geschwiegen haben.“
3. Die Bibel – Zeugnis, nicht Gesetz
Wenn Abraham im Gleichnis sagt: „Sie haben Mose und die Propheten“, dann bedeutet das aus protestantischer Sicht: Die Bibel ist ein Zeugnis der Begegnung Gottes mit Menschen, nicht ein starres Gesetzbuch. Sie will zum Leben führen, nicht einengen. Sie ist nicht der letzte Maßstab, sondern weist über sich hinaus auf das lebendige Wort Gottes.
Karl Barth sprach von der Bibel als dem „menschlichen Zeugnis vom göttlichen Wort“ – fehlerhaft, vielschichtig, aber entscheidend, wenn es uns in die Begegnung mit Christus führt. Wer dieses Zeugnis ignoriert, wird auch durch Wunder nicht glauben – nicht, weil Gott ihn verwirft, sondern weil Vertrauen nicht erzwungen werden kann.
4. Bekehrung – ein lebenslanger, offener Prozess
Die Vorstellung, dass sich ein Mensch nur „vor dem Tod“ bekehren könne, wird im liberalen Protestantismus nicht absolut gesetzt. Gott bleibt der Herr der Zeit und des Herzens. Wo Gottes Geist wirkt, kann auch jenseits unserer Vorstellungen Veränderung geschehen. Dass der Reiche keine Chance mehr bekommt, ist nicht als dogmatische Festlegung gemeint, sondern als literarisches Stilmittel: Es soll wachrütteln, nicht spekulieren.
Die Gnade Gottes bleibt größer als alle theologischen Systeme. Auch Paulus schreibt: „Gott hat alle eingeschlossen in den Ungehorsam, damit er sich aller erbarme“ (Römer 11,32).
5. Sozialethische Dimension: Das Vergessene vor der Tür
Der eigentliche Kern des Gleichnisses liegt nicht im Jenseits, sondern in der Kritik an der sozialen Blindheit. Der Reiche lebt täglich an Lazarus vorbei – nicht weil er böse ist, sondern weil er abgestumpft ist. In ihm spiegelt sich eine Gesellschaft, die Armut als normal hinnimmt, solange sie hinter verschlossenen Türen stattfindet.
Hans Küng betonte: „Jede Theologie, die Armut theologisch ignoriert, ist gott-los.“
Das Gleichnis ist somit eine Anklage gegen soziale Gleichgültigkeit, nicht eine metaphysische Androhung. Es zeigt: Wer seinen Nächsten übersieht, verfehlt Gott – nicht erst im Tod, sondern schon im Leben.
6. Gottes Schweigen als Verantwortungseröffnung
Der Reiche bittet um einen „Toten“, der seine Brüder warnt. Aber Abraham lehnt ab: Sie haben schon das Wort. Dieses Schweigen Gottes ist kein Zynismus, sondern eine Eröffnung der Verantwortung. Der Mensch ist frei – aber nicht folgenlos. Gott spricht, aber er zwingt nicht. Wer seine Stimme ignoriert, muss die Konsequenz tragen – nicht weil Gott straft, sondern weil Beziehung nur in Freiheit möglich ist.
7. Theologische Leitfrage: Wie wollen wir heute leben?
Die zentrale Frage dieses Textes ist nicht, was nach dem Tod geschieht, sondern: Wie leben wir mit den Lazarussen heute? Sehen wir sie? Teilen wir mit ihnen? Wenden wir uns ihnen zu? Oder schotten wir uns mit unserem Wohlstand, unseren Theorien und inneren Schutzmechanismen ab?
Lukas 16,19–31 ist keine Anleitung zur Eschatologie, sondern ein Evangelium der Wachheit und Umkehr – heute, in dieser Welt, für dieses Herz.
Zusammenfassung aus evangelisch-liberaler Sicht
Das Gleichnis ist kein Bericht über den Himmel, sondern eine ethische Parabel.
Die Hölle steht für die innere Selbstverlorenheit, nicht für äußere Strafe.
Die Bibel ist Wegweiser, kein Dogmengerüst – sie lädt zur Begegnung ein.
Gottes Gnade wird nicht begrenzt durch das menschliche Verständnis vom Tod – sie bleibt offen.
Bekehrung ist ein offener Prozess, oft unmerklich, manchmal über lange Zeiträume hinweg.
Die eigentliche Botschaft lautet: Jetzt ist der Tag, den Lazarus nicht übersehen – denn in ihm begegnet uns Christus.