Gebet ist das liebevolle Gespräch mit Gott!

Predigt: 17. August 2025

 

Thema: „Ausdauernder Kampf“

 

Bibeltexte: Jeremia 38,4–6.7a.8b–10

Lukas 12,49–53

Hebräer 12,1–4

 

Liebe Gebetsatelierfreunde und -freundinnen,

 

in diesen drei Lesungen führt uns das Wort Gottes hinein in die Spannungen des Glaubens: Jeremia steht im Schlamm der Verachtung, Jesus spricht vom Feuer der Entscheidung, und der Hebräerbrief ruft zu Ausdauer im geistlichen Kampf. Drei Texte, ein gemeinsames Thema: Gottes Wahrheit fordert heraus – und ruft zur Treue auch unter Widerstand.

 

I. Zusammenfassung aus Jeremia 38,4–6.7a.8b–10

Die alttestamentliche Lesung berichtet vom Propheten Jeremia, der wegen seiner unbequemen Botschaften ins Visier der Mächtigen gerät. Die Beamten werfen ihm vor, die Moral des Volkes zu schwächen. König Zidkija lässt ihn schutzlos fallen. Jeremia wird in eine leere, schlammige Zisterne geworfen, wo er zu sterben droht – ohne Wasser, ohne Hilfe. Doch ein Ausländer, der Kuschiter Ebed-Melech, setzt sich beim König für ihn ein und rettet ihn mithilfe von dreißig Männern.

https://www.bibleserver.com/EU/Jeremia38%2C4-10

 

 

1. Die Lage des Propheten: Jeremia gegen den Strom

 

Jeremia lebt in einer der dramatischsten Zeiten Israels. Die babylonische Bedrohung wird von Jahr zu Jahr realer, und die politische Führung in Jerusalem ist tief gespalten. Die einen setzen auf einen letzten Aufstand gegen die Großmacht Babylon, die anderen auf kluge Diplomatie. Und mitten in diese brodelnde Spannung hinein spricht Jeremia als Prophet Gottes – mit einer Botschaft, die kaum jemand hören will: "Gebt euch geschlagen, ergibt euch! Widerstand gegen Babylon ist sinnlos, denn Gott selbst hat dieses Gericht zugelassen" (vgl. Jer 27,12–13). Was für eine Zumutung! Das klingt nicht nach Gottvertrauen, sondern nach Defätismus. Doch Jeremia bleibt seiner Berufung treu – auch unter größtem Druck.

 

2. Anklage, Machtlosigkeit, Gewalt

 

Die Beamten werfen Jeremia vor, „die Hände der Krieger und des Volkes zu lähmen“ – das ist der klassische Vorwurf gegen jede Stimme, die nicht in das „Narrativ“ der Mehrheit passt. Statt Mut mache er Angst, statt Hoffnung verbreite er Resignation. Doch Jeremia war kein Angsthase – er war ein Rufer, der wusste, was auf dem Spiel steht. Die Anklage gegen ihn ist zugleich Ausdruck eines tiefen religiösen Missverständnisses: Man will Gott auf seiner Seite wissen, koste es, was es wolle – und wer anderes sagt, wird zum Feind erklärt. Diese Dynamik wiederholt sich bis heute.

 

3. König Zidkija – der schwankende Regent

 

Der König zeigt in dieser Szene seine ganze Tragik. Formal ist er der Herrscher, aber faktisch ist er ohnmächtig. Sein Satz: „Der König vermag nichts gegen euch“, entlarvt das ganze Dilemma: Ein Anführer, der sich nicht traut zu führen. Auch das ist zeitlos: Wie viele Verantwortliche in Politik, Kirche oder Wirtschaft handeln nicht nach Überzeugung, sondern nach dem vermeintlichen Willen der Mehrheit – oder aus Angst vor Widerstand?

 

4. Die Zisterne: Symbol des geistlichen Tiefpunkts

 

Jeremia wird an Stricken in eine leere Zisterne hinabgelassen – ein altes Wasserreservoir, das heute als Ort der Hoffnungslosigkeit dient. Kein Wasser, nur Schlamm. Kein Licht, keine Bewegung. Jeremia versinkt buchstäblich. Diese Szene hat eine erschütternde Symbolkraft: Wer für die Wahrheit einsteht, kann ganz unten landen – im Dreck, vergessen, ohne Schutz. Es ist ein Bild für Depression, für Ausgrenzung, für das Gefühl, von Gott und Menschen verlassen zu sein. Und doch: Gott ist da – mitten im Schlamm.

 

5. Ebed-Melech: Die unerwartete Wende

 

Plötzlich tritt ein völlig unerwarteter Helfer auf: Ebed-Melech, ein Kuschiter, also ein Afrikaner – ein Fremder im judäischen Königshof. Und ausgerechnet er hat den Mut, dem König ins Gewissen zu reden. Er nennt die Tat der Beamten klar beim Namen: „Schlecht war alles, was diese Männer dem Propheten angetan haben.“ Das ist keine kleine Randnotiz. Hier zeigt sich ein zentrales theologisches Motiv: Gott rettet durch die, die von außen kommen, die nicht Teil des religiös-politischen Establishments sind. Es ist das Prinzip der prophetischen Umkehrung – und ein Fingerzeig auf das Evangelium, wo immer wieder die „Außenseiter“ zu Werkzeugen Gottes werden (vgl. z. B. Lk 10,33; Apg 8,27–39).

 

6. Der König lässt sich bewegen – aber spät

 

Zidkija lenkt ein. Aber er handelt nicht aus Überzeugung, sondern eher aus Gewissensbissen oder wegen des öffentlichen Drucks. Dreißig Männer braucht es, um Jeremia aus der Zisterne zu holen – warum so viele? Vielleicht, weil der Prophet tief eingesunken war. Vielleicht, weil der Hofstaat gespalten war und Schutz nötig war. Jedenfalls: Die Rettung geschieht – aber unter Anstrengung und nicht automatisch.

 

7. Theologische Deutung: Prophetie bedeutet Einsamkeit – und Hoffnung

 

Jeremia steht für einen Glauben, der nicht bequem ist. Sein Gott ist kein Wunschautomat, sondern der Herr über Leben und Geschichte. Wer diesem Gott gehorcht, wird nicht selten angegriffen – auch von den Frommen. Papst Benedikt XVI. sagte einmal:

 

> „Christus zu gehören bedeutet, sich auch der Ablehnung durch die Welt auszusetzen.“¹

Ebenso betonte Dietrich Bonhoeffer, dass „Nachfolge immer auch Weg ans Kreuz“ bedeute². Doch der Text zeigt auch: Gott lässt seine Boten nicht fallen. Er wirkt – oft verborgen, manchmal durch überraschende Menschen, aber nie zu spät.

 

 

8. Aktuelle Relevanz: Wer steht heute wie Jeremia im Schlamm?

 

Wir kennen solche „Zisternen“ auch heute: Menschen, die wegen ihrer Überzeugungen isoliert, gemobbt, zum Schweigen gebracht werden – in sozialen Medien, in kirchlichen Räumen, in politischen Debatten. Wer sich heute für den Schutz des ungeborenen Lebens, für Gerechtigkeit, für Wahrheit einsetzt, gerät schnell unter Beschuss. Auch Christen erleben das. Aber der Text macht Mut: Es gibt Ebed-Melechs – Menschen, die sich nicht mit der Mehrheitsmeinung zufriedengeben, sondern eingreifen. Und: Gott sieht.

 

9. Eine Lektion für alle – aus der Zisterne heraus

 

Die Zisterne ist nicht nur ein Ort der Angst – sie kann auch ein Ort der Erkenntnis sein. Wer im Schlamm sitzt, erkennt, was wirklich trägt. Jeremia wird später sagen: „Es brennt in meinem Herzen wie ein Feuer“ (Jer 20,9). Gerade in der Einsamkeit wächst geistliche Tiefe. Wie viele Heilige, wie viele Beterinnen und Beter wurden in dunklen Stunden zu starken Zeugen!

 

10. Fazit: Wahrheit braucht Stimme – und Schutz

 

Der Text ruft uns auf: Reden wir wie Jeremia, auch wenn es unbequem ist. Seien wir wie Ebed-Melech, wenn andere unterdrückt werden. Und erkennen wir, dass Gott auch im Schlamm gegenwärtig ist.

 

 

II. Zusammenfassung aus dem Evangelium nach Lukas 12,49–53

 

Jesus spricht in schockierenden Worten: Er ist nicht gekommen, um oberflächlichen Frieden zu bringen, sondern ein Feuer – ein Zeichen der Entscheidung. Der Glaube entzweit, ja sogar Familienmitglieder geraten darüber in Streit. Es ist ein harter, aber ehrlicher Blick auf die Realität: Die Nachfolge Christi fordert klare Positionierung.

https://www.bibleserver.com/EU/Lukas12%2C49-53  

 

vgl. auch: https://www.vaticannews.va/de/evangelium-des-tages.html  

 

1. Ein schwer verdauliches Wort Jesu

 

„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49).

Diese Aussage erschüttert viele Leserinnen und Leser – sie klingt so gar nicht nach dem „lieben, friedlichen Jesus“, den wir aus Kinderbibeln kennen. Statt Harmonie spricht Jesus hier von Spaltung, statt Frieden von Konflikt – sogar innerhalb von Familien. Was meint er damit?

 

2. Kein Bruch, sondern eine Verschärfung der Entscheidung

 

Zunächst ist wichtig: Jesus widerspricht sich nicht. In anderen Bibelstellen spricht er sehr wohl vom Frieden (z. B. Joh 14,27). Aber dieser Frieden ist nicht oberflächlich. Es ist ein Friede, der aus der Wahrheit kommt – und Wahrheit konfrontiert. Jesus bringt keine „billige Versöhnung“, sondern eine tiefe, gereinigte Beziehung zwischen Gott und Mensch.

Die Neue Jerusalemer Bibel kommentiert dazu:

 

> „Das Feuer ist Symbol der radikalen Entscheidung, die das Kommen des Gottesreiches erfordert. Jesu Wort scheidet die Geister.“¹

3. Das Feuer – Symbol für Gottes Gegenwart und Gericht

 

In der Heiligen Schrift steht Feuer häufig für das Wirken Gottes: Mose begegnet Gott im brennenden Dornbusch (Ex 3,2), Elia ruft Feuer vom Himmel herab (1 Kön 18,38), Pfingsten bringt Feuerzungen (Apg 2,3). Auch das Gericht wird im Feuer angekündigt (vgl. Jes 66,15).

Das Feuer, das Jesus meint, ist das Feuer des Heiligen Geistes, aber auch das Feuer der Entscheidung, das die Herzen prüft. Dieses Feuer reinigt, klärt und trennt. Es ist ein heilendes, aber auch ein brennendes Feuer.

 

4. Die Taufe – ein Symbol des Leidens

 

„Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist“ (V. 50).

Hier spricht Jesus prophetisch von seinem bevorstehenden Leiden und Sterben. Seine „Taufe“ ist das Kreuz. Die Bedrängnis, die er empfindet, ist kein Angstgefühl, sondern ein inneres Brennen, bis der Wille des Vaters erfüllt ist.

Der Theologe Rudolf Pesch schreibt dazu:

 

> „Die Taufe Jesu ist nicht nur ein Akt der Reinigung, sondern der völligen Hingabe in den Tod – um andere aus dem Tod zu retten.“²

 

 

5. Nicht Frieden, sondern Spaltung – ein harter, aber wahrer Satz

 

Jesus fragt: „Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen?“ Und antwortet selbst: „Nein, sondern Spaltung“ (V. 51).

Was bedeutet das? Jesus ist nicht gegen den Frieden – aber gegen falschen Frieden.

Ein falscher Friede kann darin bestehen, Konflikte zu unterdrücken, Sünde zu dulden oder Gott zu verdrängen, um Harmonie zu wahren. Doch der wahre Friede wächst nur aus der Wahrheit. Und Wahrheit trennt – zwischen Licht und Finsternis, zwischen Glauben und Unglauben.

 

6. Konkrete Konsequenz: Zerreißproben in der Familie

 

Die Worte über die Spaltung in der Familie (Vater gegen Sohn, Mutter gegen Tochter) sind keine Drohung, sondern eine Beschreibung dessen, was Jesus immer wieder beobachtete – und was auch heute Realität ist.

Wer sich zu Christus bekennt, wird nicht selten angefeindet – manchmal sogar im eigenen Haus. Besonders in Kulturen, wo der Glaube an Jesus eine Abkehr von der Familientradition bedeutet (z. B. in islamisch oder atheistisch geprägten Ländern), ist dieser Vers bittere Realität.

Doch auch bei uns in Deutschland gibt es Jugendliche, die heimlich beten müssen, Ehepartner, die wegen des Glaubens abgelehnt werden, Eltern, die nicht verstehen, warum sich ihr Kind taufen lässt.

 

7. Geistlicher Ernst – kein Kuschelevangelium

 

Jesus redet nicht um den heißen Brei. Seine Nachfolge hat Konsequenzen. Er lädt nicht zu einem Wohlfühl-Glauben ein, sondern zu einem Glauben mit Rückgrat.

 

Martin Luther schrieb:

> „Der Glaube ist ein wagemutiges Vertrauen auf Gottes Gnade – auch gegen das, was sichtbar ist.“³

Auch Bonhoeffer sprach vom „teuren“ statt vom „billigen Gnadenangebot“.

Die Spaltung, von der Jesus redet, betrifft nicht nur Familienstrukturen, sondern auch innere Haltungen: Möchte ich bequem leben – oder will ich Christus folgen, auch wenn es unbequem wird?

 

8. Praktischer Bezug: Christen unter Druck

 

In der Schule, im Büro, in Talkshows – überall wird der christliche Glaube heute kritisch beäugt. Wer öffentlich für Ehe, Lebensschutz oder die Auferstehung eintritt, wird nicht selten verspottet.

Aber auch im Alltag zeigt sich die Spannung: „Warum gehst du sonntags noch zur Kirche?“ „Warum betest du, das ist doch naiv.“

Der Text macht Mut, diesen Widerstand nicht zu fürchten – sondern auszuhalten im Vertrauen, dass Christus selbst uns stärkt.

 

9. Echte Spaltung – aber für das Reich Gottes

 

Jesus will keine Spaltung um der Spaltung willen, sondern weil er uns zur Wahrheit führen will. Spaltung ist hier kein Ziel, sondern eine Konsequenz.

 

Der katholische Katechismus sagt:

> „Das Evangelium ist Sauerteig des Friedens, aber es wirkt nicht, ohne zu stören.“

Das Kreuz trennt die Geister. Wer es umarmt, wird auch Widerspruch erleben – aber auch Trost, Freude und wahre Gemeinschaft in Christus.

 

10. Fazit: Jesus verlangt Entscheidung – nicht Gleichgültigkeit

 

Jesus stellt sich nicht auf die Seite des bequemen Friedens, sondern ruft zu einer klaren Haltung. Seine Worte sind unbequem, aber heilsam. Das Feuer, das er bringt, reinigt. Die Spaltung, die er beschreibt, klärt.

Diese Verse fordern uns auf, uns ehrlich zu fragen:

Bin ich bereit, für die Wahrheit einzustehen – auch wenn es mich etwas kostet?

Bin ich bereit, Christus mehr zu gehorchen als der Meinung der Mehrheit?

 

 

III. Zusammenfassung aus Hebräer 12,1–4

 

Im Brief an die Hebräer werden die Gläubigen ermutigt, sich von allem zu trennen, was sie in ihrem Glaubenslauf bremst. Sie sollen auf Jesus schauen, der sein Leiden auf sich nahm, weil er wusste, was danach kommt. Auch wir sollen nicht aufgeben, selbst wenn der Widerstand stark ist – wir haben noch nicht „bis aufs Blut“ gegen die Sünde gekämpft.

→ https://www.bibleserver.com/EU/Hebr%C3%A4er12%2C1-4

 

 

1. Ein Aufruf zum geistlichen Langstreckenlauf

 

„Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der vor uns liegt…“ – so lautet die zentrale Aufforderung im Hebräertext. Die Christen werden nicht zu einem Spaziergang eingeladen, sondern zu einem Wettlauf, einem agōn – einem Kampf mit sportlichem Ernst. Die Sprache erinnert an die antiken Stadionkämpfe, bei denen Ausdauer, Konzentration und Zielorientierung über Sieg oder Niederlage entschieden.

Der Glaube ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Und wie bei jedem Marathon stellt sich die Frage: Wie bleibt man dran? Was treibt einen an, wenn die Kraft schwindet?

 

2. Die Wolke der Zeugen – Glaubensvorbilder als Ansporn

 

Der Hebräerbrief knüpft direkt an das große „Glaubenskapitel“ Hebräer 11 an, in dem Abraham, Mose, Rahab, David und viele andere als Vorbilder des Glaubens genannt werden. Diese „Wolke von Zeugen“ (griech. nephos martyrōn) steht nicht als Publikum auf der Tribüne, sondern als geistliche Gegenwart, die uns umgibt.

Sie zeigen: Der Weg, den du gehst, wurde schon gegangen – unter Schmerzen, mit Zweifeln, aber auch mit Vertrauen.

Die Stuttgarter Erklärungsbibel merkt dazu an:

 

> „Die Glaubenszeugen sind nicht Zuschauer, sondern Beleg dafür, dass Gottes Zusagen tragen – auch im Leiden.“¹

 

3. Alles abwerfen, was uns hemmt

 

„Lasst uns abwerfen, was uns beschwert“ – hier spricht der Autor vom geistlichen „Ballast“, den wir oft mit uns tragen. Es können Ängste sein, Bindungen, Kompromisse, Schuldgefühle oder auch Bequemlichkeit.

Gerade die Wendung „die Sünde, die uns so leicht umstrickt“, erinnert an ein Netz oder ein Kleidungsstück, das beim Rennen behindert. Die Botschaft ist klar: Wer wirklich laufen will, muss loslassen – innerlich und äußerlich.

Das ist hochaktuell. Auch heute sind Christen immer wieder in der Gefahr, „Doppelleben“ zu führen – eine Sonntagsfrömmigkeit bei gleichzeitiger Alltagsanpassung. Der Text ruft zur geistlichen Klarheit auf.

 

4. Auf Jesus schauen – das Zentrum des Glaubens

 

Der zentrale Satz lautet: „Lasst uns auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens.“

Jesus ist nicht nur ein Vorbild, sondern der Ursprung (archēgos) und das Ziel (teleiōtēs) unseres Glaubens. Er hat den Weg nicht nur eröffnet, sondern auch vollendet – durch sein Kreuz und seine Auferstehung.

 

Die Elberfelder Bibel mit Erklärungen betont:

> „Der Glaube ist kein Produkt menschlicher Leistung, sondern ein Geschenk, das in Christus wurzelt und durch ihn ans Ziel kommt.“²

Das bedeutet: Unser Blick soll nicht auf uns selbst oder auf andere Gläubige gerichtet sein, sondern auf Jesus. Er ist der Grund, warum wir loslaufen – und der Grund, warum wir durchhalten.

 

 

5. Die Freude hinter dem Kreuz – Hoffnung trotz Leiden

 

Jesus „hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten“. Das ist das große Geheimnis der Passion: Christus sah nicht nur das Leiden, sondern die Freude dahinter – die Versöhnung mit der Menschheit, das Heil für die Welt, das Leben in Fülle.

Das Kreuz war nicht das Ende, sondern der Durchgang zur Herrlichkeit. Deshalb konnte er die „Schande“ – die öffentliche Erniedrigung, das Spottgewand, das Ausgelachtwerden – ertragen.

Das ist eine tiefe Ermutigung: Auch unser Leiden ist nicht sinnlos, wenn wir es im Blick auf Christus tragen. Selbst unsere Tränen können zu Samen des Glaubens werden (vgl. Ps 126,5).

 

6. Nicht aufgeben – auch wenn’s weh tut

 

„Richtet eure Aufmerksamkeit auf den, der solche Anfeindung… erduldet hat, damit ihr nicht ermattet und mutlos werdet.“

Der Vers spricht eine geistliche Realität an, die viele kennen: Man wird müde. Der Gegenwind ist zu stark. Die Versuchung zum Aufgeben wächst.

Aber die Schrift ruft: Schau auf Jesus. Schau nicht auf dich selbst. Schau nicht auf die Ungerechtigkeit der Welt – sondern auf den, der dir vorausgegangen ist.

 

7. Bis aufs Blut – und doch noch nicht am Ende

 

„Ihr habt im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut Widerstand geleistet.“

Das klingt hart – fast wie ein Vorwurf. Doch es ist in erster Linie ein Trost: Der Weg ist schwer, ja – aber ihr lebt noch. Ihr habt noch Spielraum. Noch ist Zeit. Noch ist Gnade da.

Viele Christen in der Kirchengeschichte haben tatsächlich „bis aufs Blut“ gelitten: Stephanus, Polykarp, Dietrich Bonhoeffer, die Märtyrer von Uganda, Christen in Nordkorea oder Nigeria.

Und doch fordert der Text nicht Heldentum, sondern Treue – im Kleinen wie im Großen.

 

8. Praktischer Bezug: Glaube im Alltag durchhalten

 

Was bedeutet das heute?

Für Schüler: Ich stehe zu meinem Glauben, auch wenn ich ausgelacht werde.

Für Eltern: Ich lebe christliche Werte in der Erziehung – auch wenn es Widerstand gibt.

Für Berufstätige: Ich verhalte mich ehrlich, auch wenn das Nachteile bringt.

Für Kranke: Ich halte an Christus fest – auch wenn ich ihn nicht spüre.

Der Text sagt: Du bist nicht allein. Du gehörst zu einer Wolke von Zeugen. Und Christus ist bei dir.

 

9. Konfessionelle Stimmen zur Ausdauer im Glauben

 

Der katholische Katechismus fasst es so:

> „Die Hoffnung ist das, was uns im Glaubenskampf durchtragen lässt.“ (KKK 1817);

 

Martin Luther schrieb:

„Der Glaube ist nicht da, wo keine Anfechtung ist.“³

 

Billy Graham predigte:

„Der Christ ist wie ein Läufer, der nicht wegen des Applauses läuft, sondern weil er das Ziel kennt.“

 

 

 

10. Fazit: Lauf – aber lauf mit Blick auf Christus

 

Der Hebräertext ist eine große Einladung: Gib nicht auf. Lege ab, was dich hindert. Schau nicht auf das, was dich runterzieht. Schau auf Jesus – er ist dein Anfang und dein Ziel.

 

Historisch-biblischer Hintergrund und Einordnung

 

Jeremia wirkte um 600 v. Chr. in einer Zeit des politischen Umbruchs. Sein Aufruf zur Kapitulation gegenüber Babylon galt als Vaterlandsverrat, obwohl er Gottes Wort gehorchte. Dass ein Ausländer – der Kuschiter – ihn rettet, ist biblisch wie politisch eine Provokation.

Jesus spricht in Lukas 12 prophetisch vom Gericht und dem Feuer des Heiligen Geistes, das an Pfingsten ausgegossen wird (vgl. Apg 2,3), aber auch vom Feuer der Entscheidung: Wer ihm folgt, wird oft Konflikte ernten.

Der Hebräerbrief wurde in einer Zeit wachsender Christenverfolgung verfasst – seine Botschaft: Gebt nicht auf! Christus ist euer Ziel.

 

Thematische Verbindung der drei Texte

 

Alle drei Bibelstellen fordern den Mut zur Wahrheit – gegen innere und äußere Widerstände.

Jeremia verkörpert das Leiden des Propheten, Jesus kündigt das Feuer der Entscheidung an, der Hebräerbrief ruft zur Ausdauer im Glaubenslauf auf.

Ein roter Faden zieht sich durch: Der Weg Gottes führt nicht immer durch Zustimmung, sondern durch Auseinandersetzung – mit anderen, mit uns selbst und mit der Welt.

 

Besonderer inhaltlicher Schwerpunkt: Die Kraft des Widerstehens im Glauben

Die zentrale Botschaft dieser Lesungen liegt in der geistlichen Widerstandskraft. Glauben heißt nicht, beliebt zu sein, sondern treu zu bleiben – auch wenn es kostet.

 

Wie Papst Benedikt XVI. sagte:

> „Die Wahrheit macht nicht Lärm. Sie ist nicht aufdringlich. Sie drängt sich nicht auf wie ein mächtiges Heer. Sie ist sanft, aber sie ist unwiderstehlich“¹.

 

 

Alltagsnahe Anwendung

Auch heute stehen Christen unter Druck – ob in Beruf, Schule oder in der Öffentlichkeit. Die Wahrheit des Evangeliums ist unbequem. Wer sich zu biblischen Werten bekennt – etwa zum Lebensschutz, zur Ehe oder zur Gerechtigkeit –, wird schnell ausgegrenzt. Aber Gott wirkt oft durch die Kleinen: Der Ausländer Ebed-Melech war kein Priester, kein Prophet, kein König – und doch wurde er zum Retter eines Propheten. Mut beginnt mit einem „Nein“ zur Gleichgültigkeit.

 

Perspektiven aus den Konfessionen

Martin Luther formulierte einst mutig:

 

> „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.“²

Auch Dietrich Bonhoeffer sprach im Angesicht des Widerstands davon, dass der Christ „dem Rad selbst in die Speichen fallen“ müsse³.

Aus der katholischen Tradition ruft uns die heilige Katharina von Siena zu:

„Wenn ihr seid, was ihr sein sollt, werdet ihr die Welt in Brand setzen!“

Der Baptistenprediger Billy Graham mahnte:

„Der wahre Glaube zeigt sich nicht im Beifall der Massen, sondern im Gehorsam in der Einsamkeit.“

 

 

Warum fehlen Verse?

Die erste Lesung aus Jeremia lässt Jer 38,7b–8a und Teile des Dialogs aus. Diese Kürzungen dienen liturgisch der Konzentration auf die entscheidende Handlung: die Rettung aus der Zisterne. Gleichwohl ist es wichtig, die Zwischentexte zu kennen, um das Ganze zu verstehen.

 

Appell

Liebe Freunde, lasst euch nicht entmutigen. Treue zum Evangelium kostet – aber sie bringt Frucht. Wer aushält, wer auf Jesus blickt, der wird nicht versinken. Möge das Feuer des Heiligen Geistes euch Mut geben, auch in der heutigen Zeit Zeuginnen und Zeugen der Wahrheit zu sein – in Wort, Werk und Haltung.

 

Fürbittengebet

 

1. Guter Gott, wir bitten dich für alle, die wie Jeremia verfolgt und erniedrigt werden, weil sie für die Wahrheit einstehen. Stärke ihren Mut und sende ihnen Menschen wie Ebed-Melech zur Seite.

 

2. Wir bitten dich für die Kirche, dass sie auch in Zeiten des Spottes standhaft bleibt und das Feuer des Evangeliums nicht verlöscht.

 

3. Wir bitten dich für alle, die familiäre Spaltungen erleben, weil sie sich zu Christus bekennen – schenke Versöhnung und festen Glauben.

 

4. Wir bitten dich für die politisch Verantwortlichen, dass sie wie der König Zidkija den Mut haben, das Leben zu schützen, anstatt der Gleichgültigkeit zu dienen.

 

5. Wir bitten dich für die verfolgten Christen weltweit, dass sie in der Gemeinschaft der Heiligen Rückhalt erfahren und ihre Ausdauer nicht verlieren.

 

6. Wir bitten dich für uns selbst, dass wir mit Ausdauer laufen, den Blick auf Jesus gerichtet, ohne die Hoffnung zu verlieren, auch wenn uns Widerstand entgegenschlägt.

 

Literaturverzeichnis (alphabetisch):

 

Billy Graham: Peace with God, Waco 1953, Kap. 9.

 

Billy Graham: Running the Race, Sermon Collection, 1979.

 

Dietrich Bonhoeffer: Nachfolge, München 1937, S. 10 und S. 44.

 

Dietrich Bonhoeffer: Widerstand und Ergebung, München 1951, S. 43.

 

Elberfelder Bibel mit Erklärungen, SCM Brockhaus, Witten 2023, Kommentar zu Hebr 12,2.

Heinz Schilling: Martin Luther – Rebell in einer Zeit des Umbruchs, München 2012.

 

Hl. Katharina von Siena, zitiert nach: Dialoge, Rom-Ausgabe, 1378, Kap. 110.

 

Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.): Jesus von Nazareth, Bd. 1, Freiburg 2007, S. 45.

 

Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.): Licht der Welt – Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit, Freiburg 2010, S. 142.

 

Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2304.

 

Martin Luther: Reichstag zu Worms, 1521, zitiert nach Heinz Schilling, s. o.

 

Martin Luther: WA 6, 549.

 

Martin Luther: WA 10 II, 297.

 

Neue Jerusalemer Bibel, Kommentar zu Lk 12,49–53.

 

Rudolf Pesch: Das Evangelium des Lukas, Freiburg 1984, S. 312.

 

Stuttgarter Erklärungsbibel, Kommentar zu Hebr 12,1.

 

Onlinequellen:

 

Bibelzitate aus: → https://www.bibleserver.com

 

Evangelium nach Lukas vom Tag: → https://www.vaticannews.va/de/evangelium-des-tages.html

 

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Erstellt von Werner Th. Jung. Fragen? Verbesserungsvorschläge? Schreiben Sie mir.

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