Gebet ist das liebevolle Gespräch mit Gott!

Predigt zum 10. August 2025

Thema: Sei wachsam!

Lesungen: Weisheit 18,6–9 / Lukas 12,32–48 / Hebräer 11,1–2.8–19 


Liebe Gebetsatelierfreunde und -freundinnen,

 

Es gibt Nächte, die Geschichte schreiben. Die Nacht, von der das Buch der Weisheit berichtet, ist so eine Nacht: die Nacht der Befreiung Israels aus der Sklaverei in Ägypten. Der Hebräerbrief führt uns Jahrhunderte zurück zu Abraham, dem Vater des Glaubens, der sein Land verließ, ohne zu wissen, wohin er gehen sollte. Und das Lukasevangelium führt uns in die Worte Jesu, der seine Jünger mahnt, bereit zu sein für das plötzliche Kommen des Menschensohnes.

 

Was verbindet diese Texte? Sie alle kreisen um Gottes Treue in der Dunkelheit und um unseren Glauben als Antwort auf Gottes Verheißung. Lassen Sie uns die drei Lesungen gemeinsam betrachten – in chronologischer Ordnung, angefangen mit der Weisheitstradition, durch Jesu Worte bis zur Deutung im Hebräerbrief. Dabei führen uns historische, biblische und alltagsnahe Realitäten in das Zentrum der Botschaft.

 

„Die Nacht der Befreiung wurde unseren Vätern vorher angekündigt; denn sie sollten sich freuen in sicherem Wissen, welch eidlichen Zusagen sie vertrauten.“ (Weish 18,6)

 

Die Israeliten befinden sich in einer der dunkelsten Stunden ihrer Geschichte: Unterdrückt, versklavt, scheinbar vergessen. Doch Gott hat ihnen durch Mose die Befreiung angekündigt. Und so feiern sie im Verborgenen, noch vor dem Eingreifen Gottes, ein Opfermahl: das erste Pascha (vgl. Exodus 12).

 

Das Buch der Weisheit – verfasst im 1. Jahrhundert v. Chr. in Alexandria – ist eine spätjüdische Schrift, die den Exodus neu deutet: Gott straft die Ägypter, indem er sie in ihrer eigenen Anbetung der Finsternis trifft, und er verherrlicht gleichzeitig sein Volk, das in dunkler Nacht dem Licht Gottes folgt. Diese Doppelbewegung – Gericht für die einen, Heil für die anderen – steht im Zentrum alttestamentlicher Theologie.

 

Die „heiligen Kinder der Guten“ sind die Gerechten Israels, die im Vertrauen auf Gottes Wort handeln. Sie bringen das Opfer dar, verpflichten sich einmütig dem Gesetz und beginnen zu singen – noch vor dem Wunder. Hier wird sichtbar: Glauben heißt, dem verheißenden Gott mehr zu trauen als der gegenwärtigen Lage.

 

Auch in unserem Alltag kennen wir solche „Nächte“: Ungewissheit über die Zukunft, Bedrückung durch Krankheit oder soziale Konflikte. Die Botschaft des Weisheitstextes lautet: Bereite dich vor – nicht aus Angst, sondern aus Vertrauen.

 

Es gibt Nächte, die wir nicht vergessen. Nächte der Wende. Nächte der Angst. Nächte der Entscheidung. Und genau um eine solche Nacht geht es heute – die „Nacht der Befreiung“, die dem Volk Israel vorher angekündigt wurde. So beginnt unser Text aus dem Buch der Weisheit, Kapitel 18. Und diese wenigen Verse enthalten eine tiefgründige Theologie des Vertrauens, der Liturgie und des göttlichen Eingreifens in dunkler Zeit.

 

Der Text knüpft an das letzte Kapitel der Knechtschaft Israels in Ägypten an. Die Nacht der Befreiung, das Pascha, ist keine Überraschung, sondern vorhergesagt. Gott hatte sein Volk durch Mose gewarnt und vorbereitet. Die Freude in der Dunkelheit ist also keine Illusion, sondern gegründet auf Gottes Zusagen. Hier liegt eine tiefe Wahrheit: Gott offenbart sein Handeln im Voraus, damit wir vertrauen, auch wenn wir es noch nicht sehen.

 

Die Neue Jerusalemer Bibel kommentiert dazu: „Die Nacht der Rettung wird nicht als Ergebnis des Zufalls verstanden, sondern als Teil des göttlichen Heilsplans, der dem gläubigen Israel zur Freude gereicht.“

 

Es heißt weiter, dass sich die Väter freuten in sicherem Wissen, welchen Zusagen sie vertrauten. Im hebräischen Denken ist ein Eid Gottes unumstößlich. Wenn Gott spricht, dann ist es kein Versprechen wie bei Menschen, sondern ein schöpferischer Akt, der Realität schafft. Deshalb kann Israel feiern, noch bevor die Befreiung geschieht.

 

Auch wir sind eingeladen, in dunklen Zeiten der Geschichte, der Kirche oder unseres Lebens, auf die Treue Gottes zu bauen. Der heilige Paulus formuliert es so: „Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn“ (1 Kor 1,9).

 

Der Text spricht von einem doppelten Wirken Gottes: „Wodurch du die Gegner straftest, dadurch hast du uns zu dir gerufen und verherrlicht.“ (Weish 18,8)

 

Gottes Wirken ist nicht willkürlich, sondern gerecht und heilsam. Während Ägypten die Folgen seiner Unterdrückung erleidet, wird Israel durch das gleiche Ereignis zu Gott gerufen. Dieses Wechselspiel von Gericht und Rettung erinnert an das Kreuz Christi: Für die einen Torheit – für die anderen Kraft und Weisheit Gottes (vgl. 1 Kor 1,18–24).

 

Die Stuttgarter Erklärungsbibel sieht darin ein zentrales theologisches Prinzip: „Gott offenbart sich als der, der sowohl richtet als auch erlöst – je nachdem, wie der Mensch auf seinen Ruf antwortet.“

 

Der eindrucksvollste Satz dieses Abschnitts lautet: „Denn im Verborgenen opferten die heiligen Kinder der Guten; sie verpflichteten sich einmütig auf das göttliche Gesetz, […] und stimmten dabei schon im Voraus die Loblieder der Väter an.“ (Weish 18,9)

 

Noch bevor sie frei sind, feiern sie die Liturgie der Befreiung. Dieses „verborgene Opfer“ ist ein Bild für den Glauben: Gottes Volk handelt im Voraus im Vertrauen darauf, dass Gott eingreifen wird.

 

Hier kommt uns die Praxis des Paschamahls in den Sinn – mit bitteren Kräutern, ungesäuertem Brot und geschürzten Hüften. Auch das letzte Abendmahl Jesu steht in dieser Tradition. Der Glaube drückt sich in der Handlung aus, nicht nur im inneren Gefühl.

 

Auch unsere Zeit kennt „Nächte“: persönliche Krisen, Krankheit, Trauer, Krieg, Kirchenskandale. Aber: Gott kündigt sein Handeln an – durch sein Wort, durch die Sakramente, durch Prophetie. Er ruft uns, nicht erst im Licht zu glauben, sondern in der Nacht. Die frühen Christen nannten die Osternacht „die Mutter aller Nächte“, weil dort das neue Leben beginnt – mitten im Grab.

 

Ein beeindruckendes Zeugnis dazu kommt von Corrie ten Boom, einer niederländischen Christin, die Juden vor der Gestapo versteckte und im KZ saß. Sie sagte später: „Es gibt keine Grube so tief, dass Gottes Liebe nicht noch tiefer wäre.“

 

Gott möchte auch dir eine Nacht der Befreiung ankündigen. Vielleicht ist heute der Tag, um mitten in der Unsicherheit Gott zu loben. Um den Schritt zu wagen, die Lieder schon zu singen, bevor das Meer geteilt ist. Denn wer im Verborgenen das Opfer bringt, wird im Licht die Herrlichkeit Gottes sehen. Vertraue auf den Eid Gottes, der nicht lügen kann.

 

 

 

„Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.“ (Lk 12,32)

 

Jesus spricht zu seinen Jüngern, einer kleinen Schar, umgeben von Unsicherheit. Die Situation in Galiläa zur Zeit Jesu war geprägt von Armut, Fremdherrschaft und religiösen Spannungen. Und doch beginnt Jesus mit einem Zuspruch: „Fürchte dich nicht“.

 

Er ruft zu einem Leben in Bereitschaft. Die Rede von den gegürteten Hüften und brennenden Lampen erinnert unmittelbar an die Exodus-Tradition: Das Volk war bereit, Ägypten in der Nacht zu verlassen (Ex 12,11). Jesus greift diesen Ritus auf und verwandelt ihn in eine Lebenshaltung: Wachsamkeit im Heute, weil das Reich Gottes nahe ist.

 

Die Gleichnisse vom wachenden Knecht, vom treuen Verwalter und vom Dieb in der Nacht zeigen: Die Ankunft des Herrn ist sicher, aber nicht planbar. Entscheidend ist daher die innere Haltung, nicht die äußere Vorbereitung.

 

Heute, im 21. Jahrhundert, ist die Versuchung groß, sich in Sicherheiten zu flüchten: Versicherungen, digitale Planbarkeit, wirtschaftliche Kontrolle. Doch das Evangelium fragt: Wo ist deine Lampe? Wo dein Vertrauen?

 

Wir haben eben einen eindrucksvollen Abschnitt aus dem Lukasevangelium gehört. Es geht um Lampen, um Bereitschaft, um Knechte, Verwalter und Diebe – und mittendrin: um das Reich Gottes. Jesus spricht in Gleichnissen, und doch ist seine Botschaft eindringlich klar: „Seid bereit!“ – denn der Herr kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht erwartet.

 

Wer diese Worte hört, spürt schnell: Hier geht es nicht nur um eine Warnung, sondern um einen Aufruf zur vertrauensvollen Wachsamkeit. Diese Haltung verbindet sich tief mit der „Nacht der Befreiung“ aus dem Buch der Weisheit. Damals bereitete sich Israel in der Nacht auf den Durchzug Gottes vor. Heute werden auch wir eingeladen, unsere Herzen wachzuhalten für das Kommen des Herrn – auch wenn er sich verspätet, auch wenn die Nacht lang ist.

 

Was für eine Eröffnung! Keine Moralpredigt, kein Appell an die Pflicht, sondern eine Verheißung: Gott ist nicht der drohende Herr, sondern der gebende Vater. Wer so beginnt, will Mut machen – nicht einschüchtern.

 

Der Weisheitstext betont Ähnliches: Die Väter freuten sich „in sicherem Wissen, welch eidlichen Zusagen sie vertrauten“ (Weish 18,6). Auch sie lebten nicht in lähmender Angst vor dem Gericht, sondern in freudiger Erwartung der Rettung, weil Gott sie im Voraus vorbereitet hatte. So auch Jesus hier: Er beginnt nicht mit dem drohenden Ende, sondern mit der Zusicherung des Reiches.

 

Jesus sagt: „Eure Hüften sollen gegürtet sein und eure Lampen brennen!“ (Lk 12,35)

 

Das Bild erinnert unmittelbar an die Paschanacht (Ex 12,11), in der die Israeliten mit gegürtetem Gewand und Stab in der Hand das Lamm aßen – bereit zum Aufbruch. Auch die Weisheitslesung betont, dass die „heiligen Kinder der Guten“ im Verborgenen opferten und sich einmütig auf das göttliche Gesetz verpflichteten (Weish 18,9).

 

Beide Texte fordern eine Haltung der inneren Bereitschaft: Nicht passiv, sondern aktiv wach, innerlich auf Empfang, fest gegründet im Vertrauen, dass Gott sein Wort hält.

 

Die Stuttgarter Erklärungsbibel schreibt zu Lukas 12,35: „Wachsamkeit ist kein Warten aus Angst, sondern eine Haltung des inneren Gehorsams und der Hingabe – gelebter Glaube im Alltag.“

 

Der zentrale Gedanke des Lukasabschnitts ist klar: „Der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.“ (Lk 12,40)

 

Das ist keine Drohung, sondern die Erinnerung an das Wesen Gottes: Er ist frei, er überrascht, er handelt souverän. Die Nacht, von der der Weisheitstext spricht, war ein angekündigter Wendepunkt – aber wann genau das Gericht über Ägypten kam, wussten sie nicht. Sie mussten glauben, feiern, bereit sein. Auch wir wissen nicht, wann Gott eingreift, aber wir dürfen sicher sein, dass er es tut – in seinem Moment.

 

Papst Benedikt XVI. schreibt in seiner Enzyklika Spe salvi: „Das Gericht Gottes ist Hoffnung, weil es Gerechtigkeit verspricht. Es ist die Gewissheit, dass das Böse nicht das letzte Wort hat.“

 

Jesus lobt den Knecht, den der Herr „damit beschäftigt findet“, anderen zu dienen. Wer viel empfangen hat, von dem wird viel verlangt (Lk 12,48). Die Errettung ist geschenkt, aber sie ruft in eine aktive Lebenshaltung. Wer das Reich empfangen hat, soll sich nicht zurücklehnen, sondern treu verwalten, was ihm anvertraut wurde.

 

Auch die Israeliten in der Weisheitslesung waren nicht bloß Zuschauer des göttlichen Handelns, sondern feierten im Glauben ihre Liturgie – sie taten, was sie tun konnten, im Verborgenen, im Gehorsam, im Hören auf Gottes Wort.

 

Das bedeutet: Wachsamkeit ist nicht bloßes Abwarten, sondern Glauben in Bewegung: im Gebet, im Tun des Gerechten, im Teilen der Gaben.

 

Beide Texte – der Weisheitsabschnitt und die Worte Jesu – kreisen um ein zentrales Motiv: Die Nacht als Ort der Entscheidung. In beiden Fällen ist die Nacht nicht nur Dunkelheit, sondern ein Ort der Begegnung mit Gott.

 

In der Nacht der Befreiung (Weish 18) wartet Israel im Glauben auf das Eingreifen Gottes. In der Nacht des Gleichnisses (Lk 12) wartet die „kleine Herde“ auf das Kommen ihres Herrn. Beide Male gilt: Gottes Kommen ist real, aber nicht berechenbar. Unsere Aufgabe ist: bereit sein – im Glauben, in der Liebe, im Dienst.

 

Liebe Freunde, wir leben in einer Zeit, in der viele müde geworden sind zu warten. Die Versuchung ist groß, sich dem Alltag zu überlassen oder innerlich aufzugeben. Aber Jesus ruft uns auf: Bleib bereit – auch wenn die Nacht lang wird.

 

Gott kommt. Vielleicht nicht zu der Stunde, die du dir wünschst – aber zu der, die er für richtig hält.

 

Die heilige Teresa von Ávila betet: „Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken. Alles geht vorüber. Gott allein bleibt.“

 

Halte deine Lampe brennend. Vertraue auf Gottes Zusagen. Feiere deinen Glauben – auch im Verborgenen. Und du wirst nicht enttäuscht.

 

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Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht. (Hebr 11,1)

 

Der Hebräerbrief beschreibt Glaube nicht als Theorie oder Überzeugung, sondern als Lebensbewegung. Abraham. Isaak. Jakob. Sara. Menschen, die sich auf Gott eingelassen haben, ohne zu wissen, wohin die Reise geht.

 

Das griechische Wort für „Grundlage“ (hypostasis) meint feste Wirklichkeit, so etwas wie ein tragendes Fundament. Glaube ist nicht vage Hoffnung, sondern eine innere Überzeugung, die sich auf Gottes Zusage stützt.

 

Wie bei den Israeliten in der Paschanacht (Weish 18), wie bei der kleinen Herde im Lukasevangelium – es geht um ein vertrauendes Warten, das nicht in sich selbst ruht, sondern im Charakter Gottes.

 

Der katholische Theologe Romano Guardini schreibt: „Glauben heißt: sich mit seinem Leben auf ein Wort Gottes hin festlegen – ohne Rückversicherung durch das Sichtbare.“

 

Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen … und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde. (Hebr 11,8)

 

Abraham steht als Urmensch des Glaubens da: Er lässt Sicherheit zurück, um einem unsichtbaren Gott zu folgen. Seine Lebensreise ist damit ein Glaubensweg im Wortsinn – ohne Plan, aber mit Vertrauen.

 

Das ist aktueller denn je: In einer Zeit globaler Unsicherheiten – von Klimakrise über Kriege bis zur Erosion gesellschaftlicher Werte – braucht es Menschen, die nicht rückwärtsgewandt leben, sondern mit Abraham aufbrechen in das, was Gott verheißt.

 

Auch Sara, die unfruchtbare Frau, wird genannt: „Sie hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte.“ (Hebr 11,11)

 

Hier begegnet uns eine zutiefst weibliche Dimension des Glaubens: Vertrauen gegen jede Wahrscheinlichkeit, Hoffnung gegen jede medizinische Diagnose. Sara wird Mutter, weil sie sich nicht auf ihre Umstände, sondern auf Gottes Charakter verlässt.

 

Wie viele Menschen heute stehen vor scheinbar unfruchtbaren Situationen – beruflich, seelisch, familiär. Der Text macht Mut: Wo Gottes Verheißung ist, wird auch Frucht wachsen.

 

Denn er erwartete die Stadt mit den festen Grundmauern, die Gott selbst geplant und gebaut hat. (Hebr 11,10)

 

Abrahams Blick geht weiter als das Land. Er wartet auf etwas Größeres: eine Stadt, die Gott baut. Das ist ein eschatologischer Horizont – also ein Ausblick auf das ewige Ziel: das Reich Gottes, das kommen wird.

 

Die Israeliten taten es in der Paschanacht: Sie richteten sich nicht dauerhaft in Ägypten ein, sondern waren innerlich bereit zum Aufbruch. Auch wir leben nicht für das Provisorische, sondern auf ein ewiges Ziel hin.

 

Die Neue Jerusalemer Bibel schreibt dazu: „Die Verheißung bleibt offen – sie lädt ein zum Gehen, nicht zum Bleiben.“

 

Viele „empfingen die Verheißungen nicht“, sie „grüßten sie nur von fern“ (Hebr 11,13). Das heißt: Glaube bedeutet nicht immer Erfüllung im Jetzt, sondern oft Geduld. Vertrauen. Loslassen.

 

Der Glaube rechnet nicht nur mit irdischem Erfolg, sondern mit Gottes Zeitplan. Wie Abraham bereit war, Isaak zu opfern, weil er wusste: „Gott hat sogar Macht, von den Toten zu erwecken“ (Hebr 11,19).

 

Hier liegt das Herzstück der Auslegung: Der Glaube gründet nicht in der Sichtbarkeit des Segens, sondern in der Zuverlässigkeit Gottes.

 

In Weish 18 vertraut Israel auf Gottes Verheißung in der Nacht – obwohl die Befreiung noch nicht sichtbar ist. In Lk 12 ruft Jesus zu Bereitschaft, weil der Herr zu einer Stunde kommt, in der man es nicht erwartet. Und in Hebr 11 ist Glaube ein Weg über das Sichtbare hinaus – getragen von der Hoffnung, dass Gottes Wort wahr ist.

 

Alle drei Texte zusammen ergeben ein geistliches Dreieck: Verheißung – Wachsamkeit – Vertrauen.

 

Liebe Freunde, auch heute ruft Gott uns in einen Glauben, der nicht alles sieht, aber alles erwartet. Glaube bedeutet nicht, Antworten zu haben, sondern in Bewegung zu bleiben – wie Abraham, wie Sara, wie die Kirche durch die Jahrhunderte.

 

Halte nicht fest an Sicherheiten, sondern geh los, wenn Gott ruft. Lass dir zusagen: „Du bist mein Kind, und ich habe eine Stadt für dich vorbereitet.“

 

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Erklärung der Auslassung im Hebräerbrief (Hebr 11,3–7 und 20–38):

 

In der liturgischen Lesung am 10. August 2025 wird Hebräer 11 in zwei großen Passagen ausgelassen:

 

1. Hebr 11,3–7 – also die Glaubenszeugnisse vor Abraham (z. B. Kain und Abel, Henoch, Noah).

 

 

2. Hebr 11,20–38 – das Lob weiterer Glaubenszeugen wie Isaak, Jakob, Mose, Rahab, Gideon, David usw.

 

 

 

Diese Auslassungen haben liturgisch-praktische Gründe, da sich die Lesung auf die Glaubensgestalten Abraham und Sara konzentriert – in Übereinstimmung mit dem zentralen Thema des 19. Sonntags im Jahreskreis: Glaube als Weg in der Unsicherheit, getragen von der Verheißung.

 

Die Konzentration auf Hebr 11,1–2 und 8–19 erlaubt eine tiefergehende Betrachtung der Abraham-Erzählung und deren eschatologischer Perspektive (z. B. Hebr 11,10: „Er erwartete die Stadt mit den festen Grundmauern“), ohne durch die Vielzahl der anderen Glaubenszeugen abgelenkt zu werden.

 

Die ausgelassenen Verse sind theologisch dennoch bedeutsam: Sie zeigen, dass Glaube nicht nur bei Abraham beginnt, sondern bereits „von Anfang an“ (Hebr 11,3) – und dass viele Gläubige den Glauben unter Leiden, Verfolgung und Entbehrung lebten (Hebr 11,35–38).

 

In einer erweiterten theologischen Auslegung (z. B. in Bibelstunden oder Exerzitien) sollte auch dieser Kontext unbedingt einbezogen werden – aber die liturgische Auswahl will einen fokussierten Zugang auf Abraham als „Vater des Glaubens“ (vgl. Röm 4,11) ermöglichen.

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Schlussgebet – Fürbitten für unsere Zeit

 

Guter Gott, wir bitten dich für die Entscheidungsträger in den USA und China: Lass sie Wege des Friedens suchen statt neue Fronten zu eröffnen.

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Für die Menschen im Nahen Osten, besonders in Israel, Palästina, im Libanon und in Syrien: Stärke den Wunsch nach Versöhnung und unterbinde die Spirale der Gewalt.

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Wir bitten dich für alle, die wegen Krieg, Verfolgung oder Klima fliehen müssen – wie einst Abraham: Öffne Herzen und Grenzen, damit dein Reich des Mitgefühls sichtbar wird.

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Für die Völker Afrikas, die oft vergessen werden – stärke ihre Hoffnung auf Gerechtigkeit und Selbstbestimmung, besonders im Kongo, im Sudan und in der Sahelzone.

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Wir beten für die Verantwortlichen in Europa, dass sie nicht nur wirtschaftliche Stabilität suchen, sondern soziale Gerechtigkeit und solidarisches Handeln.

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Für die Menschen in der Ukraine und in Russland: Heile Wunden, die der Krieg gerissen hat, und schenke denen Mut, die Brücken bauen statt zerstören.

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Für alle, die sich für Gerechtigkeit, Umwelt und Menschenrechte einsetzen – auch unter Gefahr: Stärke ihren Glauben und ihr Vertrauen, dass du der Herr der Geschichte bist.

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Für die Christen in Verfolgung, dass sie durch ihren Glauben nicht verzagen und – wie Sara – auf Gottes Treue hoffen, auch wenn ihre Situation ausweglos erscheint.

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Für alle, die im wirtschaftlichen Überfluss leben, dass sie ihren Besitz loslassen und Almosen geben, im Bewusstsein, dass ihr Schatz im Himmel liegt.

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Für alle Menschen, die nicht wachsam leben, dass sie neu die Stimme Christi hören und bereit sind für das Kommen des Menschensohnes.

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Für die Kirche weltweit – dass sie wachsam bleibt und ihre Verantwortung ernst nimmt wie der treue Verwalter im Evangelium.

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Für alle, die sich wie Fremde fühlen – dass sie eine Heimat finden in deiner Liebe und in der Gemeinschaft der Glaubenden.

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Für uns selbst – lass uns bereit sein, dir jeden Tag zu begegnen – im Mitmenschen, im Wort, im Gebet.

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Für alle, die inmitten globaler Krisen, wirtschaftlicher Unsicherheit und gesellschaftlicher Polarisierung leben: Stärke uns im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung.

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

 

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Literaturverzeichnis (Chicago-Stil, alphabetisch geordnet)

 

Augustinus. Enarrationes in Psalmos 33. In: Migne, Patrologia Latina, Bd. 36. Paris: Garnier, 1841.

 

Benedikt XVI. Spe salvi – Enzyklika über die christliche Hoffnung. Vatikan: Libreria Editrice Vaticana, 2007. https://www.vatican.va

 

Bibleserver. „Die Heilige Schrift: Einheitsübersetzung.“ Zugriff am 14. Juli 2025. https://www.bibleserver.com

 

Bonnke, Reinhard. Living a Life of Fire. Orlando: CfaN Publishing, 2010.

 

Elberfelder Bibel mit Erklärungen. 9. Aufl. Wuppertal: R. Brockhaus, 2023.

 

Graham, Billy. The Reason for My Hope: Salvation. Nashville: Thomas Nelson, 2013.

 

Guardini, Romano. Der Herr. 29. Aufl. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag, 2000.

 

Luther, Martin. Vorrede zum Römerbrief (1522). In: WA 7, S. 2–13.

 

Luther, Martin. Auslegung des Hebräerbriefs. Weimarer Ausgabe, Bd. 40.

 

Neue Jerusalemer Bibel. 3. Aufl. Freiburg: Herder, 1985.

 

Stuttgarter Erklärungsbibel. 3. Aufl. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 2007.

 

Vatican News. „Tagesevangelium.“ Zugriff am 14. Juli 2025. https://www.vaticannews.va/de.html


Erstellt von Werner Th. Jung. Fragen? Verbesserungsvorschläge? Schreiben Sie mir.

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