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Vergleich Studienbibeln Pfingsten Apostelgeschichte Kapitel 2 Verse 1 bis 13

 

Die folgenden Texte unterteilen sich in

 

a)    a) Ausführlicher Vergleich der Kommentare aus Elberfelder Bibel, Neue Jerusalemer Bibel und der STAMPS-Studienbibel

b)    b) Ergänzende theologische Ausarbeitung zu Apg 2,1 bis 13

c)     c) Die wörtliche Wiedergabe der Kommentare aus den oben genannten drei Studienbibeln

Hier ist ein ausführlicher Vergleich der Kommentare zu Apostelgeschichte 2,1–13 aus den drei Studienbibeln – Stamps-Studienbibel (2021), Elberfelder Bibel mit Erklärungen (2023) und der Neue Jerusalemer Bibel (1985).

 

 

1. Pfingsten als heilsgeschichtlicher Wendepunkt

 

Alle drei Bibeln erkennen Pfingsten als einen bedeutenden heilsgeschichtlichen Moment.

Die Elberfelder Bibel stellt Pfingsten stark in den alttestamentlichen Kontext: als „Fest der Wochen“ bzw. „Fest der Ernte“, verbunden mit der Gesetzgebung am Sinai. Im Neuen Testament sieht sie es als „Geburtsstunde der christlichen Gemeinde“ – also einen Neuanfang, der den alttestamentlichen Rahmen nicht aufhebt, sondern überführt.

 

Die Stamps-Studienbibel interpretiert Pfingsten stärker symbolisch: als Beginn der „geistlichen Seelenernte“, der das Alte Testament zwar aufgreift (z. B. Erstlingsfrüchte), aber vor allem auf eine neue, universale, charismatische Wirklichkeit zielt – die dauerhafte Ausgießung des Heiligen Geistes auf „alle Gläubigen“. Dabei wird betont, dass die Gegenwart des Geistes nun nicht mehr punktuell (wie bei Propheten), sondern kontinuierlich sei.

 

Die Neue Jerusalemer Bibel erwähnt Pfingsten im Rahmen der Ausgießung als ein charismatisches und ekklesiales Geschehen, bei dem das Wort Gottes durch Glossolalie verständlich wird. Sie betont, dass die Gemeinde sich durch diese Erfahrung in eine „neue Zeit“ versetzt sieht. Die Kirche ist Trägerin des Geistes, nicht bloß Zeugin eines äußeren Wunders.

 

Gemeinsamkeit: Alle sehen in Pfingsten eine Zäsur – eine Öffnung des göttlichen Wirkens über Israel hinaus.

Unterschied: Die Elberfelder ist stärker heilsgeschichtlich-traditionell, die Stamps betont das charismatische Dauerwirken, die Jerusalemer Bibel die theologische Erneuerung der Kirche.

 

 

2. Wind und Feuer als Symbole

 

Elberfelder verweist auf klassische AT-Stellen (2Mo 19; Hes 13 etc.) und deutet Wind als Zeichen der Gegenwart Gottes, Feuer als Mittel göttlicher Reinigung. Die Verbindung zur Sinai-Offenbarung ist wichtig: Gott offenbart sich erneut, diesmal durch den Geist.

 

Stamps geht weiter und sagt, das Feuer „heiligte“ das Volk und bestätigte die göttliche Gegenwart in machtvoller Weise. Es symbolisiere nicht nur Reinigung, sondern auch Bevollmächtigung für den Missionsauftrag. Die Feuerzungen erscheinen nur in dieser Erstbegebenheit, während die Sprachenrede auch später auftritt.

 

Die Neue Jerusalemer Bibel stellt die Verbindung zwischen der äußeren Erscheinung des Feuers und der „Zungenrede“ her: Die Flammenform symbolisiert die Gabe der Rede. Dabei wird Jes 5,24 als typologische Parallele genannt. Glossolalie erscheint als direktes Zeichen der Geisterfüllung.

 

Gemeinsamkeit: Feuer und Wind stehen in allen drei Deutungen für Gottes aktive, heilige und offenbarende Gegenwart.

Unterschied: Die Stamps-Bibel legt ein stärkeres Gewicht auf Bevollmächtigung und Heiligung; die Elberfelder auf Kontinuität mit dem AT; die Neue Jerusalemer Bibel auf die sprachlich-charismatische Gabe.

 

 

3. Zungenrede / Sprachenrede

 

Die Elberfelder unterscheidet klar zwischen der Sprachenrede zu Pfingsten (verstehbar, keine Übersetzer nötig) und der Sprachenrede in Korinth (die einer Auslegung bedarf). Wichtig ist ihr die Aufhebung der Babelverwirrung – eine eschatologische Perspektive: Der Geist eint über Sprachgrenzen hinweg.

 

Die Stamps-Studienbibel unterscheidet noch stärker: Sie spricht von einer „Sprache, die nicht erlernt wurde“ (glossa), die aber real existieren oder sogar „engelhaft“ (1 Kor 13,1) sein kann. Dabei warnt sie explizit vor „falscher Sprachenrede“ und betont, dass die Sprachenrede der Erbauung, der Zeugenschaft und der Gemeinschaft mit Gott dient. Die Notwendigkeit der Geistestaufe wird stark betont.

 

Die Neue Jerusalemer Bibel betont die „Glossolalie“ als Zeichen der Geisterfüllung. Sie verweist auf 1 Kor 14 sowie auf prophetische Vorläufer im AT. Wichtig ist hier nicht nur die Verständlichkeit, sondern die Verwobenheit mit der eschatologischen Rede Joel 3. Die Erscheinung zu Pfingsten wird nicht als Ausnahme, sondern als Initialereignis für eine wiederholbare Geisterfahrung gedeutet.

 

Gemeinsamkeit: Sprachenrede ist ein authentisches Zeichen der Geisterfüllung.

 

Unterschiede:

– Stamps unterscheidet am schärfsten zwischen echter/falscher Rede, betont emotionale und charismatische Dimension.

– Elberfelder bleibt eher nüchtern und legt Gewicht auf die strukturelle Unterscheidung (Pfingsten vs. Korinth).

– Jerusalemer betont die liturgisch-prophetische Verankerung und versteht Glossolalie als normales Element geistlichen Lebens.

 

 

4. Mission, Einheit und Wirkung

 

Die Elberfelder unterstreicht: Der Geist überwindet Babel – ein Zeichen für universale Einheit in Vielfalt. Die jüdischen Pilger verstehen die Predigt – dies ist ein rationales, verstehbares Wunder. Der Geist wirkt auf Verständigung hin.

 

Stamps geht noch weiter und betont die universale Heilung und Mission. Die Erfüllung mit dem Heiligen Geist befähigt zur Evangelisation, führt zu Zeichen, Wundern, Heiligung und Sendung. Hier wird Pfingsten zur Blaupause für das Gemeindeleben und die Weltmission.

 

Die Neue Jerusalemer Bibel versteht die Sprachenvielfalt als Zeichen des Aufbruchs der Kirche in die Welt. Doch sie bleibt stärker bei der liturgischen und prophetischen Dimension der Rede – weniger Missionsstrategie, mehr sakramentales Erleben.

 

Gemeinsamkeit: Der Geist verbindet und sendet.

Unterschied: Die Stamps-Studienbibel stellt am stärksten die charismatisch-missionarische Kraft in den Vordergrund, die Elberfelder die Einheit durch Verstehen, die Neue Jerusalemer Bibel die Sakramentalität der Sprache als liturgisches Zeichen.

 

 

Fazit:

 

Die Elberfelder Bibel mit Erklärungen liefert eine differenzierte, exegetisch zurückhaltende Deutung mit starker Rückbindung an das Alte Testament und Betonung der Verständlichkeit und Ordnung.

 

Die Stamps-Studienbibelvertritt eine betont charismatisch-pfingstliche Auslegung. Sie ist pastoral und lehrhaft, mit missionarischem Fokus und Warnung vor Missbrauch.

 

Die Neue Jerusalemer Bibellegt Wert auf die sakramentale und prophetische Tiefe der Ereignisse und stellt Pfingsten in einen liturgisch-ekklesialen Zusammenhang.

 

 

Alle drei Kommentare ergänzen sich in ihrer theologischen Tiefe und Perspektive, geben jedoch durchaus unterschiedliche Schwerpunkte: historisch-traditionell (Elberfelder), charismatisch-evangelikal (Stamps), liturgisch-theologisch (Neue Jerusalemer Bibel). Es gibt keine offenen Widersprüche, aber deutlich unterschiedliche hermeneutische Zugänge.

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Text 2: Erweiterte theologische Auswertung zu Apostelgeschichte 2,1–13

 

1. Pfingsten als heilsgeschichtliches Scharnier

 

Pfingsten gilt in der christlichen Theologie als Geburtsstunde der Kirche (vgl. Vatikanum II, Lumen Gentium 4). Das Konzil formuliert:

 

> „Am Pfingsttag wurde die Kirche vor aller Welt geoffenbart; durch die Ausgießung des Geistes wurde der neue Bund endgültig besiegelt“ (LG 4).

 

Die Stamps-Studienbibel betont den missionarischen Charakter dieses Ereignisses und seine Verbindung zu Joel 3,1–2. Ähnlich interpretiert der katholische Exeget Rudolf Pesch (†1985) in seinem Apostelgeschichte-Kommentar:

 

> „Pfingsten stellt die eschatologische (endzeitliche) Erfüllung der prophetischen Verheißung dar, dass Gottes Geist auf alle Menschen ausgegossen wird“ (Pesch, Die Apostelgeschichte, Teilband 1, S. 106).

 

Auch Karl Barth sieht im Pfingstereignis einen entscheidenden Wendepunkt:

 

> „Pfingsten ist der Augenblick, in dem der auferstandene Herr in der Kraft des Geistes der Gemeinde gegenwärtig wird und ihr Existenz und Auftrag verleiht.“ (Barth, KD IV/2, S. 819)

 

 

2. Wind und Feuer: Gottes Gegenwart in Symbolen

 

Alle drei Studienbibeln betonen die Symbolik von Wind und Feuer. Die Elberfelder Bibel mit Erklärungen verweist auf 2Mo 19,18 als Parallele. Diese Verbindung zur Theophanie am Sinai ist zentral.

 

Der katholische Theologe Gerhard Lohfink schreibt dazu:

 

> „Was am Sinai als äußeres Feuer geschah, ereignet sich nun als inneres Feuer in den Herzen der Menschen – die neue Gesetzgebung geschieht im Herzen“ (Lohfink, Wie hat Jesus Gemeinde gewollt?, S. 132).

 

 

Auch die Stuttgarter Erklärungsbibel kommentiert:

 

> „Wind und Feuer sind biblische Zeichen göttlicher Gegenwart. Der Wind verweist auf den Heiligen Geist, das Feuer auf Reinigung und Heiligung“

 

3. Glossolalie versus verständliche Sprachen

 

Die Sprachenrede wird unterschiedlich interpretiert. Die Elberfelder macht einen klaren Unterschied zur Sprachenrede in Korinth (1Kor 12–14), bei der Auslegung nötig ist. Dies entspricht auch der exegetischen Forschungslage.

 

Joachim Gnilka erklärt in seinem Kommentar zur Apostelgeschichte:

 

> „Hier liegt keine Glossolalie im engeren Sinne vor, sondern ein charismatisch bewirktes Sprachwunder, das in der Mission der Kirche als Zeichen der Universalität steht“ (Gnilka, Apostelgeschichte, HThK NT, Bd. 5, S. 72).

 

Die Stamps-Studienbibelvertritt eine pfingstkirchliche Sicht: Glossolalie sei Zeichen der Geistestaufe und könne auch in „Engelssprachen“ geschehen (vgl. 1Kor 13,1). Der US-Theologe Gordon D. Fee, selbst Pfingstler, erklärt dazu:

 

> „Die Glossolalie ist ein legitimes Zeichen der Geistestaufe, solange sie in der Gemeinde geordnet und aufbauend geschieht.“ (Fee, God’s Empowering Presence, S. 898)

 

 

Ein Gegenakzent kommt von der Neuen Jerusalemer Bibel, die betont, dass es sich bei der Pfingstrede um verständliche Kommunikation handelt – ein Hinweis auf die Aufhebung der Sprachverwirrung von Babel (Gen 11).

 

Der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen urteilt 1971 dazu:

 

> „Pfingsten zeigt die Umkehrung Babels: Sprachenvielfalt wird nicht als Fluch, sondern als Zeichen des Geistes gesehen“ (ÖAK, Gemeinsames Zeugnis, S. 47).

 

4. Missionarischer Auftrag und universale Kirche

 

Pfingsten wird als Beginn der weltweiten Mission verstanden. Die Stamps-Bibel betont die Entstehung von Geist-erfüllten Zeugen. Das ist theologisch gut fundiert:

 

> „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen … und meine Zeugen sein“ (Apg 1,8).

 

Die Dogmatische Konstitution „Lumen Gentium“ fasst diesen Auftrag so:

 

> „Durch die Kraft des Heiligen Geistes wird die Kirche berufen, Licht der Völker zu sein“ (LG 1).

 

 

Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.) betont:

 

> „Der Heilige Geist ist der Architekt der Mission. Ohne ihn ist die Kirche bloße Institution, nicht lebendiger Leib Christi.“ (Ratzinger, Einführung in das Christentum, S. 242)

 

 

Die Elberfelder verweist auf die „Verstehbarkeit“ der Pfingstbotschaft – eine missionarische Realität, die auch Papst Franziskus betont:

 

> „Der Heilige Geist ist nicht Lärm, sondern Verständigung; nicht Zersplitterung, sondern Einheit in Verschiedenheit“ (Franziskus, Pfingstpredigt, 9.6.2019, Vatican News).

 

 

Zusammenfassung der theologischen Linien:

 

Pfingsten ist nicht nur der Geburtstag der Kirche, sondern Ausdruck einer neuen Heilszeit: des Geistes für alle Völker.

 

Feuer und Wind stehen im Dienst einer neuen Offenbarung – nicht mehr auf Stein, sondern auf Herzen (vgl. Jer 31,33).

 

Sprachenwunder ist bei Lukas ein Zeichen der Verständigung (missionarisch), bei Paulus dagegen (z. B. 1Kor) eine persönliche, mystische Gabe (charismatisch).

 

Die Dynamik des Geistes zielt auf Erneuerung, Einheit und Zeugenschaft – sichtbar in Kirche, Mission und persönlichem Leben.

 

 

Literaturverzeichnis (Auswahl)

 

Elberfelder Bibel mit Erklärungen. 9. Gesamtauflage. Wuppertal: R. Brockhaus / SCM, 2023. Seiten 1605–1606.

 

Stamps-Studienbibel. Die Life-in-the-Spirit Study Bible. 4. überarbeitete Auflage. Asslar: Projektion J, 2021. Seiten 1938–1942.

 

Neue Jerusalemer Bibel. 3. Auflage. Freiburg: Herder, 1985. Seiten 1557 und 1596.

 

Barth, Karl: Kirchliche Dogmatik IV/2. Zürich: TVZ, 1955.

 

Fee, Gordon D.: God’s Empowering Presence. Peabody: Hendrickson, 1994.

 

Gnilka, Joachim: Apostelgeschichte, in: HThK NT, Band 5. Freiburg: Herder, 1990.

 

Lohfink, Gerhard: Wie hat Jesus Gemeinde gewollt? Freiburg: Herder, 2000.

 

Ökumenischer Arbeitskreis ev. und kath. Theologen: Gemeinsames Zeugnis, Mainz, 1971.

 

Pesch, Rudolf: Die Apostelgeschichte, Teilband 1. Freiburg: Herder, 1986.

 

Ratzinger, Joseph: Einführung in das Christentum. München: Kösel, 1968.

 

Vatikanum II: Lumen Gentium, 1964.

 

Franziskus: Pfingstpredigt, 9. Juni 2019. www.vaticannews.va.

 

 

Text 3:

Nun folgen die Originalkommentare aus den Studienbibeln:

 

 

Neue Jerusalemer Studienbibel:

 

 2,1 alle

Dem Zusammenhang nach sind dies die etwa 120 Personen, die sich um die Apostel geschart haben, vgl. 1,14f.

 

→2,2 Sturm

Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Geist und dem Wind; im Hebräischen wie im Griechischen bedeutet dasselbe Wort „Wind“, „Atem“ und „Geist“, vgl. Joh 3,8+.

 

→2,3 Zungen wie von Feuer

Die Form der Flammen (Jes 5,24, vgl. Jes 66–67) wird hier mit der Gabe der Zungenrede in Verbindung gebracht.

 

→2,4

Einer der Aspekte, unter denen das Pfingstwunder gesehen wird (vgl. 4,11.13), ist mit dem Charisma der Glossolalie verwandt, das in den Anfängen der Kirche häufig vorkam, vgl. 10,46; 11,15; 19,6; 1 Kor 12–14, ferner Mk 16,17.

Vorstufen hierzu finden sich im altisraelitischen Prophetentum, vgl. Num 11,25–29; 1 Sam 10,5–6.10–13; 19,20–24; 1 Kön 22,10.

Vgl. die Verheißung bei Joël 3,1–5, die von Petrus zitiert wird (vgl. 2,17f).

Wie Vers 6 zeigt, will Lukas das Reden der Apostel nicht als unverständliches Reden darstellen (vgl. 1 Kor 14,2+), sondern als ein Reden in fremden Sprachen, das verstanden wird.

 

→2,6 jeder hörte sie in seiner Sprache reden

Lukas sieht in dem Lobpreis von Gottes großen Taten (vgl. 2,11) in allen Sprachen der (in diesem geographischen Bereich bekannten) Welt die Wiederherstellung der in Babel verlorengegangenen Einheit, vgl. Gen 11,1–9 – Symbol und wunderbare Vorwegnahme der weltweiten Verkündigung des Glaubens, den die Apostel bezeugen.

 

→2,9–11

Diese Aufzählung der Völker am Mittelmeer, die im Umfang etwa den Diadochenreichen vom Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. entspricht, steht den Länder- bzw. Völkerlisten alter Geographen und Geschichtsschreiber nahe.

Auch eine alte astrologische Liste, die die Völker mit dem Tierkreis verbindet und dessen Ordnung gemäß aufführt, ist schon vermutet worden.

Lukas wird wohl so eine alte Liste als Beschreibung der oikumené von damals übernommen haben.

Da Galiläer und Judäer bis auf Dialektunterschiede die gleiche Muttersprache besaßen, will die Erwähnung von Judäa in der Liste nicht recht passen.

Sie könnte sich aber daraus erklären, dass Lukas die galiläische Sprache der Apostel für eine gegenüber dem Aramäisch der Judäer verschiedene Sprache hält.

 

→2,11 Proselyten

„Proselyten“ werden jene genannt, die keine Juden der Abstammung nach sind, aber die jüdische Religion angenommen und sich der Beschneidung unterworfen haben und die damit zu Gliedern des erwählten Volkes geworden sind, vgl. auch 6,5; 13,43; Mt 23,15.

Sie sind nicht identisch mit den „Gottesfürchtigen“ (vgl. 10,2+), die mit dem Judentum sympathisieren und die Synagogen besuchen, aber nicht bis zur Beschneidung und zur Verpflichtung auf das ganze Gesetz gehen.

„Juden“ und „Proselyten“ sind also keine weiteren Völkergruppen, sondern diese Bezeichnungen charakterisieren die aufgezählten Gruppen.

 

→2,14

Petrus handelt als Haupt der Apostelgruppe und erscheint, wie auch sonst in der Apostelgeschichte, an erster Stelle, vgl. 1,15; 2,37; 3,4.6.12; 4,8.13; 5,3.8.9.15.29; 10–11, ferner Lk 22,32+; Mt 16,19+.

Häufig wird in der Apostelgeschichte zusammen mit ihm Johannes genannt, der aber eher als eine Nebenfigur erscheint, Apg 3,1.3.4.11; 4,13.19; 8,14, vgl. Lk 2,28.

 

 

Quelle: Neue Jerusalemer Bibel, 1985, dritte Auflage, Seiten 1596 und 1557.  

 

 

Kommentare aus der STAMPS-Studienbibel:

 

2,1 PFINGSTFESTES.

 

Pfingsten war das zweite große Fest im jüdischen Jahr (siehe Tabelle DER HEBRÄISCHE KALENDER, S. 159).

Es war eine Art Erntedankfest, bei dem die Erstlingsfrüchte (d.h. die erste Ernte) des Getreides Gott als Opfer darge­reicht wurden (vgl. Lev 23,17).

Auf ähnliche Weise symbolisiert Pfingsten für die Gemeinde den Anfang der geistlichen Seelenernte in der Welt (d.h. die „Ernte“ von Menschen, die Gott persönlich kennen lernen).

Die Geschehnisse dieses besonderen Pfingstfestes markierten eine wichtige Grenzüberschreitung.

Im Alten Testament war die Gegenwart des Heiligen Geistes nur vorübergehend und befähigte nur bestimmte Einzelpersonen.

Von nun an sollte seine Gegenwart kontinuierlich sein, und seine anhaltende Bevollmächtigung sollte allen Mitgliedern seines Volkes offenstehen.

An diesem besonderen Tag erfüllte er die Gläubigen mit seiner Gegenwart und blieb von da an bei ihnen.

 

 

2,2–3 EIN BRAUSEN … UND … ZUNGEN WIE VON FEUER.

 

Das äußere Zeichen, das diesem Ereignis der Taufe im Heiligen Geist vorausging, zeigte, dass Gott auf mächtige Weise gegenwärtig und aktiv war.

Auch im Alten Testament wurde Gottes Gegenwart manchmal von Feuer begleitet (vgl. Ex 3,1–6; 13,21; 1 Kön 18,38–39).

Das Feuer machte die Gläubigen bei diesem Pfingstfest wahrscheinlich umso gewisser, dass es wirklich Gottes Gegenwart war, die sie erlebten.

Außerdem symbolisierte das Feuer möglicherweise, dass Gottes Volk für das Werk geheiligt (d.h. abgesondert, geläutert) wurde, um Christus Ehre zu bringen (Joh 16,13–14) und Zeugen für ihn zu sein (siehe 1,8; 13,31 Kommentare).

Feuerzungen werden nur bei dieser ersten Begebenheit der Taufe im Heiligen Geist erwähnt.

Die Sprachenrede (d.h. die vom Heiligen Geist eingegebenen Sprachen, die man nicht selbst gelernt hat) war dagegen auch nach Pfingsten noch ein Bestandteil der Taufe im Heiligen Geist (siehe 2,4 zweiter Kommentar; 8,17; 9,17; 10,45–46; 19,6; siehe Artikel DIE SPRACHENREDE, S. 1939).

 

2,4 ERFÜLLT VON HEILIGEM GEIST.

 

(Siehe auch 4,31 Kommentar zur Bedeutung, im Heiligen Geist „getauft“ oder „mit ihm erfüllt“ zu werden.)

Was bedeutete diese erste „Ausgießung“ des Heiligen Geistes (d.h. Gottes Senden des Geistes, um die Seinen zu bevollmächtigen und durch sie zu wirken) zu Pfingsten?

 

(1) Sie bedeutete die Erfüllung von Gottes Verheißung in Joel 3,1–2, wo es heißt, Gott werde seinen Geist auf sein ganzes Volk ausgießen (vgl. 1,4–5; Mt 3,11; Lk 24,49; Joh 1,33; siehe Joel 3,1–2 Kommentare).

 

(2) Die letzten Tage begannen mit der Geburt der Gemeinde (V. 17; vgl. Hebr 1,2; 1 Petr 1,20).

Jeder war nun mit der Entscheidung konfrontiert, sich von seinen eigenen sündhaften, rebellischen Wegen abzuwenden und im Glauben Christus zu unterwerfen oder nicht (3,19; Mt 3,2; Lk 13,3; siehe Apg 2,17 Kommentare).

 

(3) Die Jünger wurden „mit Kraft aus der Höhe ausgerüstet“ (Lk 24,49; vgl. Apg 1,8), wodurch sie die Botschaft und Wahrheit Christi mit großer Freimütigkeit und Vollmacht predigen konnten.

Sie wurden zu Menschen, die der Geist gebrauchen konnte, um andere von ihrer geistlichen Verlorenheit zu überzeugen und ihnen zu zeigen, dass sie vor Gott verantwortlich sind und eine geheilte Beziehung mit ihm brauchen, die nur durch den Glauben an Christus ermöglicht wird (vgl. 1,8 Kommentare; 4,13.33; 6,8; Röm 15,19; siehe Joh 16,8 Kommentar).

 

(4) Der Heilige Geist offenbarte sein Wesen und seinen Charakter als jemand, der sich zutiefst die geistliche Erlösung von Menschen aus allen Völkern wünscht.

Wer die Taufe im Heiligen Geist empfing, wurde mit demselben brennenden Verlangen nach der Erlösung der Menschheit erfüllt (V. 38–40; 4,12.33; Röm 9,1–3; 10,1).

Somit war Pfingsten der Anfang der Weltmission (d.h. von dem Bemühen, alle Völker und Kulturen mit der Botschaft Christi zu erreichen; V. 6–11.39; 1,8).

 

(5) Die Jünger wurden buchstäblich zu „Geistlichen“, d.h. zu Menschen, die im Geist dienten.

Sie predigten darüber, wie Jesus gekreuzigt wurde und von den Toten auferstand, um allen, die ihn im Glauben annehmen, Vergebung und ein neues Leben zu schenken.

Zusätzlich legten sie neu bekehrten Christen nahe, die gleiche „Gabe des heiligen Geistes“ zu empfangen (V. 38–39), die sie selbst zu Pfingsten empfangen hatten.

Andere zur Taufe des Heiligen Geistes zu führen, war im Neuen Testament grundlegend für die Verbreitung der Botschaft Christi und für den Bau starker Gemeinden, und es ist heute noch genauso grundlegend (siehe 8,17; 9,17–18; 10,44–46; 19,6).

 

(6) Durch die Taufe im Heiligen Geist wurden Christen zu den Erben bzw. Nachfolgern des Wirkens Christi auf Erden.

In der Kraft des Heiligen Geistes taten und lehrten sie dieselben Dinge, die „Jesus zu tun und zu lehren begonnen“ hatte (1,1; siehe Joh 14,12 Kommentar; siehe Artikel ZEICHEN DER NACHFOLGE, S. 1769).

 

2,4 BEGANNEN, IN FREMDEN SPRACHEN ZU REDEN.

 

Die Sprachenrede ist ein übernatürlicher Ausdruck des Geistes Gottes.

Sie kann in Form von Prophetie, Gebet oder Lobpreis kommen, doch immer ist sie eine vom Heiligen Geist eingegebene Sprache (gr. glossa), die der Sprecher nie gelernt hat (1 Kor 14,14–15).

Wenn jemand in fremden Sprachen spricht, kann es sich um eine existierende Sprache handeln (siehe V. 6, wo die Zuhörer die verschiedenen Sprachen der 120 Versammelten verstanden).

Es kann aber auch eine Sprache sein, die auf der Erde unbekannt ist (vgl. 1 Kor 13,1, wo Paulus erwähnt, in „Engelzungen“ zu sprechen).

Für eine ausführlichere Behandlung der Sprachenrede und zur Möglichkeit falscher Sprachenrede, siehe Artikel DIE SPRACHENREDE, S. 1939, und ZEICHEN EINER ECHTEN GEISTESTAUFE, S. 1973.

 

Fazit-Zitat (S. 1941):

 

> „Wenn jemand behauptet, die Sprachenrede zu praktizieren, sich jedoch Christus und Gottes Wort nicht verpflichtet und nicht versucht, dem Wort zu gehorchen, stammen die Erfahrungen und Manifestationen dieser Person nicht vom Geist Gottes (1 Joh 3,6–10; 4,1–3; vgl. Mt 24,11.24; Joh 8,31; Gal 1,9 Kommentar).“

 

Quelle: STAMPS-Studienbibel, 2021, vierte Auflage, Seiten 1938–1942.

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Erklärungen und Kommentare aus der Elberfelder Studienbibel mit Erklärungen:

 

Seite 1605 (zu Apg 2,1–13):

 

> Pfingsten ist im AT das „Fest der Wochen“ (+Wochenfest, 2Mo 34,22) oder „Fest der Ernte“ (in Erinnerung an die Gesetzgebung (+Gesetz) am Sinai (2Mo 19,1ff) und zum Ende der Getreideernte (2Mo 23,16; 34,22; 5Mo 16,10.16). Im NT ist Pfingsten mit der Ausgießung des Heiligen Geistes die Geburtsstunde der christlichen Gemeinde.

 

 

> Wind und Feuer erinnern an die Gotteserscheinungen im AT (2Mo 19,18; 2Sam 22,16; Hi 37,10; Hes 13,13). Der Wind ist ein Symbol für die Gegenwart Gottes und das Feuer ein Instrument der göttlichen Reinigung (Mt 3,11; Lk 3,16; 1Thes 5,19). Das Haus, wo sich die 120 Gläubigen versammelten, befand sich vermutlich auf dem Tempelgelände (+Tempel). So wird verständlich, dass Petrus an Pfingsten (+Wochenfest) zu Tausenden predigen konnte.

 

 

> Lukas spricht hier vom Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist als Anfangserfahrung, um Gott zu dienen (9,17; Lk 1,15). An anderen Stellen des NT ist das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist eine notwendige fortschreitende Erfahrung im Leben des Christen (13,52; Eph 5,18) oder die Beschreibung eines geistlichen Zustandes (6,3.5; 7,55; Lk 4,1).

 

> Das Reden in anderen Sprachen unterscheidet sich von der Sprachenrede in der Gemeinde Korinths darin, dass hier keine Übersetzer notwendig sind. Die jüdischen Festpilger verstehen die Predigt des Petrus in Griechisch, Arabisch oder einem der vielen hellenistischen Dialekte. Die Verwirrung der Sprachen seit dem Turmbau zu →Babel (1Mo 11) ist vorübergehend aufgehoben. Damit wird deutlich: Der Geist Gottes eint Menschen unterschiedlicher Kulturen und Sprachen.

 

Seite 1606 (zu Apg 2,11–13):

 

> Der Heilige Geist legt Zeugnis von Jesus ab. Seine Hauptaufgabe ist es, den Glauben an Jesus zu wecken, zu vertiefen, zu festigen und Christus zu verherrlichen (Joh 15,26; 16,14). Der Geist Gottes lenkt die Aufmerksamkeit niemals auf sich selbst (Joh 16,13), weil seine Hauptfunktion die Verherrlichung Jesu ist. Deshalb bewirkt der Geist Gottes, dass die Zuhörer von den großen Taten Gottes reden.

 

Quelle: Elberfelder Bibelmit Erklärungen, 9. Gesamtauflage 2023, Seiten 1605 und 1606